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Freitag, 2. März 2012

Poetologie des Blogs (3): Alles auf einmal!

Beim Weiterlesen in Vom Aufenthalt fand ich diese Passage, die sich wie ein Beitrag zur Form des Blogs lesen lässt (jedenfalls so wie ich mir das vorstelle):

Ich nehme an, dass die meisten Menschen ihr Leben nicht unter ein Thema stellen. Was ihnen zur Hauptsache wird, wechselt mit den Jahren, manchmal mit den Wochen. Sie sind, aufs Ganze gesehen, multithematisch. Das ist die tiefere Verbindung, die dies lasterhafte Schreiben zu ihnen, zum Leben selbst unterhält, das ebenfalls nicht formlos ist, nur weil es weder geschlossene Geschichten, noch ein Hauptthema kennt, sondern seine Formen und Figuren in bizarrer Streuung entwirft, wie Eisenspäne sich ordnen im Magnetfeld, und die Späne sind die Bilder und Bewandtnisse, Erinnerungen, Träume, Reflexionen, Idiosynkrasien und Sentimentalitäten! O dies Alles auf einmal! Totum simul! O dies Drunterunddrüber! Es zu ordnen hieße eine lebendige Ordnung zerstören.

Botho Strauß, Vom Aufenthalt, München 2009, 91f.

Totum simul! Alles auf einmal! Ein schönes Motto für dieses Blog!

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