Diese Begeisterung führte zu dem beinahe fatalen Fehlschluss, dass ich einige Jahre später den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig des Gymnasiums einschlagen zu müssen glaubte: Ich war inzwischen auch Abonnent einer Zeitschrift für Raumfahrt- und Raketentechnik geworden und sah meine berufliche Zukunft irgendwo zwischen Fernrohr und Mond. Das hätte mich beinahe ein Schuljahr gekostet, aber ich war immerhin so geistesgegenwärtig, mich auf halber Strecke wegen der Fünfen in Mathe und Physik in den neusprachlichen Zweig umsetzen zu lassen. Das ersparte mir die Erfahrung des Sitzenbleibens.
Was mir von den
Naturwissenschaften geblieben ist, ist die Verbindung von Science und Fiction
beziehungsweise meine Vorliebe für Science Fiction und utopische Romane, nicht
viel mehr also als ein paar Hirngespinste. „Das gibt’s ja gar nicht“, pflegte
mein Vater zu sagen. Der war realistisch und backte kleine Brötchen = er war
Bäcker.
Da war zum
Beispiel Perry Rhodan – Der Erbe des
Universums, den gibt’s auch nicht. Aber so heißt eine deutsche Science-Fiction-Serie,
die seit 1961 ununterbrochen wöchentlich erscheint und mit fast 1,5 Milliarden
Gesamtauflage die größte Science-Fiction-Serie der Welt ist. Mehr als 2600
Hefte in mehreren Auflagen und allerlei Merchandising-Brimborium drum herum.
Für das originale erste Heft werden inzwischen exotische Liebhaberpreise
bezahlt. Die Perry Rhodan Community hat natürlich heute ihre Website.
Jahrelang habe
ich Perry Rhodan gelesen und zwar mehr oder weniger heimlich, denn es passte nicht zum intellektuellen Anspruch des Gymnasiums. Man las Camus und Sartre, aber das tat ich sowieso.
Die Perry-Rhodan-Autoren
beuteten den Phantasieschatz der amerikanischen Science Fiction der vierziger
und fünfziger Jahre aus, um jede Woche wieder ein Heft mit neuen Abenteuern liefern
zu können. Die Titelbilder haben mir auch sehr gefallen, aber eher wegen der
hübschen Weltraumimpressionen und Mondlandschaften mit Raumschiffen in
unterschiedlichsten Ausführungen, und weniger wegen der amerikanisch-brutalen
Astronautengesichter und der echsen- und mausartigen Aliens. Obwohl:
First-Contact-Situationen habe ich noch heute gern.
Das legendäre
erste Heft spielte auf dem Mond. Auch etwas mit First Contact. Der Anblick des
Titelbildes ruft bei mir noch immer für einen Moment diesen ersten Thrill
wieder auf, den ich zirka 200 Wochen lang mit dem neuen Heft in der Hand
empfunden habe. Jahrelang habe ich es aufbewahrt und dann doch irgendwann weggeworfen.
Es wäre jetzt mehr wert als manche ehrwürdige Erstausgabe der hohen deutschen
Literatur.Auf Facebook kann man Perry Rhodan als Freund anklicken. Das habe ich heute getan.
PR war für mich der Einstieg in Science Fiction Romane, die ich (in "modernerer" Form) heute noch gerne lese!
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