Hier haben wir – so ahnt man schon - das Personal dieser Oper, die aus einem gemeinsamen (?) Traum der beiden erschöpft in Schlaf gesunkenen Angestellten links und rechts bestehen wird: eines jungen Mannes (Tamino) und einer jungen Frau (Pamina). Der Chef wird in diesem Traum Sarastro sein, die bitchige Unterchefin die Königin der Nacht, der Straßenhändler Papageno und die Putzfrau Papagena.
Der deutsche Regisseur Bruno Berger-Gorski macht das Operngeschehen der Zauberflöte von dieser Grundidee abhängig. Dementsprechend (?) besteht die Aufnahmeprüfung Taminos und Paminas bei den Eingeweihten aus der Konfrontation mit der Welt des Geldes (Feuer) und der Digitalisierung (Wasser).
Durch diese Interpretation
wird der Gehalt und das Potential dieser schönsten aller Mozartopern stark
eingeschränkt und versimpelt. Vor allem tritt der Konflikt und Zusammenhang
der Sphäre der Königin der Nacht und der Sphäre Sarastros in den Hintergrund,
ja er verliert seinen Sinn sogar total, denn beide werden als Funktionäre ein
und derselben Welt des Geldes und der Daten gezeigt.
Konsequenterweise
(?) und zum Teil ungewollt zeigte sich das an diesem Abend in Groningen auch in
den Auftritten, Kostümen und Gesangsleistungen der Figuren: eine erkältete
Königin (Christina Rümann), die die in ihr wogenden Gefühle nicht zum Ausdruck
bringen kann, ein blasser Sarastro (Andreas Mitschke) mit kuriosem Kopfputz
(Punker? Irokese?), dem wir weder seine Autorität, noch seine Weisheit abnehmen
können und dessen eigene tragische Beziehung zu Pamina keinen Ausdruck bekommt.
Ein Monostatos – bei Mozart auch ein Mensch – der hier nur widerlich sein darf…
Keiner von ihnen bringt einen Funken zum Publikum hin zustande. Wie schade!Das alles gibt aber Tamino und Pamina die Möglichkeit, mehr als sonst in dieser Oper üblich, in den Vordergrund zu treten und mit ihren Auftritten und Gesangsleistungen den Abend zu retten: Tamino hat es in traditionellen Aufführungen immer schwer und erscheint oft genug als arroganter und etwas dümmlicher Prinz. Nicht hier: Der Tenor Elmar Gilbertsson lässt ihn sympathisch, attraktiv, intelligent und zupackend erscheinen. Und die junge türkisch-niederländische Sopranistin Aylin Sezer ist eine ganz wunderbare Pamina, die ihren Schmerz und ihre Gefühlsverwirrungen sängerisch großartig gestaltet. Am Ende erwachen die beiden im Büro, erkennen ihre Liebe und geben sich einen langen Kuss.
Was (der spielerisch und sängerisch gute) Papageno und all die anderen dann noch sollen…? Es wird nicht so deutlich.
Die drei Knaben, leider durch Frauen gesungen, was sollen sie? Ich weiß es nicht.
Das Freimaurertum, das, entgegen dem Libretto, auch explizit im Text genannt wird, was soll es hier mit all den blöden Schürzchen? Beim Abtrocknen helfen? Oh je, oh je!
Der Regisseur hat in seinem unbedingten Willen zur banalen Modernisierung trotz seiner weitgehenden Texttreue Mozart und seinen Librettisten Schikaneder völlig vergessen. Als Leitsymbol wählt er das Ying-Yang-Zeichen, das den armen Zuschauer die ganze Oper hindurch belästigt: Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht. Nein, tut mir leid, so einfach geht das nicht!
Also warten wir auf die Zauberflöte der Nederlandse Opera im Muziektheater Amsterdam im Dezember 2012. Der Vorverkauf beginnt am 6. September.
P.S.: Aylin Sezer erschien als einzige nicht zum Schlussapplaus. So konnte ich mein "Bravo!" nicht loswerden. Aylin, wat was er?
Aylin, weiss ich zufälligerweise, hat ihren Kopf gestossen am Kaminauffassung wenn sie am Ende abgetreten ist, deswegen köntte sie den Schlussapplaus nicht entgegennehemen.
AntwortenLöschenBedankt. Ook al is het niet leuk voor haar, stelt het mij gerust.
Löschen