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Dienstag, 14. Februar 2012

Zoff ums Reichsdschungelbuch: Christian Krachts Roman “Imperium”

In der Woche vor dem Erscheinen von Christian Krachts neuem Roman „Imperium“ hat sich ein ungewöhnlich lebendiges und extremes Rezensionsgewitter im deutschen Feuilleton entladen, das von einem Schönwetterhoch in FAZ und ZEIT bis zu vernichtenden Zeusblitzen im SPIEGEL reicht.



Das hübsch anzuschauende Buch handelt von einem sektiererischen Deutschen, der vor hundert Jahren auf einer Insel der damaligen Kolonie Deutsch-Neuguinea ein Sonnenreich gegründet hat, dessen Ernährung ausschließlich auf dem Verzehr von Kokosnüssen beruhen sollte.

Zunächst erschienen in der FAZ und der ZEIT zwei positive Besprechungen: Felicitas von Lovenberg wirkt, offenbar zermürbt von der anhaltenden Kälte in deutschen Landen, geradezu glücklich in ihrem Lob über das sonnige Südseebuch und preist es als „Neuerfindung des Abenteuerromans“. Adam Soboczynski ist begeistert über den „bisher besten Roman“ Christian Krachts, der 1995 mit dem damals Aufsehen erregenden „Faserland“ debütierte.

Dann erschien im SPIEGEL eine ungewöhnlich lange und über den aktuellen Roman hinausgehende Rezension von Georg Diez unter dem Titel „Die Methode Kracht“, die mit folgendem Satz endet: Kracht „ist, ganz einfach, der Türsteher der rechten Gedanken. An seinem Beispiel kann man sehen, wie antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg findet hinein in den Mainstream.“

Das ist doch heftig. Wie kann das zugehen? Und Felicitas soll das nicht gesehen haben? Inzwischen wimmelt es im Zeitungswald von weiteren, darauf reagierenden Besprechungen.

Ich habe mich mehrfach mit Deutsch-Neuguinea beschäftigt. Deutschland und die Niederlande waren damals ulkiger Weise auch dort, auf der anderen Seite der Welt, Nachbarn. Ich möchte dieses deutsche Dschungelbuch gerne selber lesen. Es erscheint aber erst übermorgen. (Fortsetzung folgt)

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