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Montag, 27. Februar 2012

Poetologie des Blogs (1): In der Kürze liegt die Würze

In einem anderen Merkur-Artikel (April 2010) beschäftigt sich Michael Esders mit dem Aphorismus im politischen Marketing. Die modernen Medien zwingen zur Kürze. Das kann man negativ beurteilen: Kürze ist Vereinfachung, die Darstellung komplexer Zusammenhänge ist nicht mehr möglich, oft wird über aus dem Zusammenhang gerissene Zitate geklagt.

Das lässt sich aber auch positiv darstellen: in der klassischen Rhetorik wird die „brevitas“ gepriesen: wem es gelingt, konzis, knapp, verdichtet zu schreiben, erreicht sein Publikum besser und erzeugt größere Aufmerksamkeit. Die Gattung des Aphorismus als kurze, präzise und effektorientierte Form zeugt davon.
Speziell zum Blog schreibt Esders nur einen Satz: „Das Zitat ist eine der wichtigsten Funktionalitäten von Webforen, und in Blogs machen oft nur knapp kommentierte ‚Quotes‘ nicht selten die Substanz der Texte aus“ (Merkur Nr. 731, 361). Ergänzend dazu verweist er darauf, dass die Hyperlinkstruktur des Internet es ermöglicht, auch bei minimalem Wortgebrauch auf vorhandene Kontexte zu verweisen oder neue Kontexte zu erzeugen. Als komplementäres Phänomen zur „sentenziösen Kommunikation“  sieht Esders die von ihm bereits in anderem Zusammenhang (siehe den vorigen Beitrag) konstatierten Formen des Storytelling.

Das regt mich an, mit einer kleinen Reihe von Beiträgen zur Poetologie des Blogs zu beginnen. Ich benutze mein eigenes Blog als Analysematerial und schreibe auch meine eigenen Beobachtungen auf. Eine erste Feststellung zur Länge der Beiträge: sie reicht von einem – zitierten – Satz mit einem halben Dutzend Wörtern bis zu Texten von etwa 500 Wörtern. Als eine Art Standardlänge haben sich meine Beiträge auf einen Umfang zwischen 150 und 300 Wörtern eingependelt.

Das erscheint etwas banal für den Anfang, aber da ich die Standardlänge in diesem Beitrag bereits zu überschreiten drohe, stoppe ich jetzt.

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