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Mittwoch, 10. Oktober 2012

Zitate (02): Der nachträgliche Kosmopolitismus der Niederländer

„Die zweite Hälfte des Gesprächs war dem von René Gude angeregten Versuch gewidmet, den Grundgedanken der ‚Theorie der Nachkriegszeiten‘ auf die niederländische Situation zu übertragen. Wie die Franzosen nach der libération plötzlich neben den Siegern aufmarschierten, als ob nie etwas gewesen wäre, in doppelter Heuchelei, links an der Seite Stalins, rechts an der Seite de Gaulles triumphierend, so haben auch die Niederländer nach 1945 sich etwas vorgemacht und ihre Nachkriegswirklichkeit auf einem nicht selbst erfochtenen Sieg aufgebaut. Die nachträgliche nukleare Großmannssucht der Franzosen ist das formale Äquivalent der nachträglichen kosmopolitischen Umarmungswilligkeit der Holländer. Die Rückkehr des Realen wird von beiden Ländern Zugeständnisse an die vergessenen Gläubigermächte fordern.“

Peter Sloterdijk, Zeilen und Tage (Berlin 2012), 176
René Gude ist Direktor der Internationale School voor Wijsbegeerte in Leusden. Es geht hier um die in seinem Buch „De morele staat van Nederland“ (2006) vertretenen Gedanken.

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