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Dienstag, 25. September 2012

Clemens Setz, Indigo (06): Das Elend der Tiere

Das Elend der Tiere, insbesondere der Versuchstiere, spielt in Indigo eine große Rolle: die qualvollen Experimente mit  Affen, Ratten, ja sogar mit einem Regenwurm und insbesondere mit Hunden werden zum Teil ausführlich beschrieben, gleichzeitig die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber dem Leiden der Tiere. Das lockt sogar einen Hund hinter dem Ofen hervor:



Die Spezies Hund erhält in einem Gespräch zwischen den Protagonisten Clemens Setz und seiner Freundin Julia besondere Aufmerksamkeit. Gibt es etwa auch Indigo-Hunde? Hier ein paar Gesprächsausschnitte:
“… was hat die langsame Heranzüchtung der Spezies Hund eigentlich für einen Zweck? Herausgekommen ist diese seltsame Liebesmaschine, die ihren Herrn anhimmelt … Vielleicht war’s auch so gedacht, ein Tier zu schaffen, mit dem man kommunizieren kann. Einen sentimentalen Gefährten, der die Einsamkeit der eigenen Spezies weniger vollkommen, weniger lückenlos und absolut erscheinen lässt … […]

Jedes Temparament, jede Herzform des Menschen spiegelt sich in einer bestimmten Hunderasse wider. Der Hund ist ein Wesen, das man tatsächlich anderen Menschen vorziehen kann, weißt du? […]
Aber schau dir dieses Leben an, das sie führen, sagte ich und deutete auf den kleinen, geschäftig zwischen den Büschen herumsausenden Hund. Man lebt mit großen, unverständliche Laute von sich gebenden Gestalten zusammen, die über das Essen, das Spielzeug und die Auslaufmöglichkeiten verfügen. Man wandert stundenlang allein mit ihnen durch die Landschaft, und plötzlich entdeckt man am Ende einer Allee oder auf der anderen Straßenseite jemanden, der die gleiche Sprache spricht, der einen Schwanz hat und Ohren, der sogar näher kommen und sich präsentieren möchte – und da wird man am Strick zurückgerissen, darf sich keinen Zentimeter auf den anderen zubewegen. Und mit der Zeit überträgt sich dieser kräftige Ruck auf die Gedanken, man spürt ihn innerlich, wenn man einen Artgenossen sieht, und irgendwann gibt es nur mehr Feinde, jeder mit seinem eigenen Sperrzonenradius um sich, und wenn sich … und wenn sich diese Radien dann, dann überschneiden, gerät man in Panik, zerrt und zerrt und bellt und muss beruhigt werden” (430ff.).

Opfer der Wissenschaft: Laika

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