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Samstag, 22. September 2012

Clemens Setz, Indigo (02): Deze nummer is niet in gebruik

Beim Aufschlagen des Buches entdeckt der Leser sofort eine Reihe formaler und inhaltlicher Auffälligkeiten: Nach dem in Blasslila gehaltenen Vorsatzblatt und dem üblichen Vorwerk präsentiert sich das doppelseitige Inhaltsverzeichnis in nur mühsam lesbaren handschriftlichen Großbuchstaben  (und ohne Seitenangaben).

Am Romananfang steht ein computertypographischer Brief vom 1. November 2006, geschrieben von einer gewissen Marianne Tätzel an einen gewissen Clemens J. Setz, in dem sie ihn darüber informiert, was geschehen ist, nachdem er bei seinem Besuch in ihrem Hause das Bewusstsein verloren hatte, gefolgt von einem medizinischen Bericht über die Notaufnahme von Clemens Setz ins Grazer Universitätsklinikum. Erst danach beginnt der Ich-Erzähler, der denselben Namen trägt wie der Autor, mit seiner Geschichte, immer wieder abgewechselt von Kapiteln, die im Jahr 2021 spielen und in denen ein gewisser Robert, der Sohn von Marianne Tätzel, figuriert.
Der Schmetterlingsmann vom Cover
Beim Hineinblättern in das 480-Seiten-Buch fällt der häufige Wechsel zwischen verschiedenen Schriftarten auf. Immer wieder werden Texte aus einer “rotkarierten”und einer “grünen Mappe” dokumentartig präsentiert;  die rotkarierte Mappe enthält Kopien aus Büchern verschiedener Autoren und Zeiten; einer der Texte, laut Literaturangabe eine Geschichte von Johann Peter Hebel, ist sogar in Fraktur gesetzt. Die grüne Mappe enthält Aufzeichnungen von Gesprächen, die Robert Tätzel mit verschiedenen Personen geführt hat.
Außerdem gibt es eine Reihe kleiner Schwarzweißfotos mäßiger Qualität wie wir sie von den Büchern W.G. Sebalds kennen. Die Mappen befinden sich offenbar im Besitz von Robert, der ihren Inhalt am Ende verbrennt. Ganz am Ende steht eine Seite mit einer handschriftlichen Notiz:

“2.7. 2007 Ferenc Mobilnr.  angerufen. Computerstimme, weiblich: Deze nummer is niet in gebruik.”
Echt auf Niederländisch! Da freut sich der Leser, der das Buch noch nicht begonnen hat, auf die Lösung dieses Rätsels. Aber wird es die wohl geben?

Dahinter folgt noch ein doppelseitiges verschwommenes Foto eines dichtbewachsenen Blumenfeldes ohne irgendwelche Hinweise auf Sinn und Zweck desselben.
Judith Schalansky, die Gestalterin des Buches, hat sich hier richtig austoben können. Was soll das wohl alles bedeuten?

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