Der komplette Titel lautet: “Unter Professorendamen. Ein Universitätsroman über Gastarbeiter, Karrieren und Intrigen”.
Wie, was, wo? Allerlei Alarmklingeln ertönten in meinem literaturgesättigten
Ferienkopf. Von solch einem Roman war mir nichts bekannt und meinen Kollegen
offenbar auch nicht. Barbara Reeh? Das kann nur ein Pseudonym sein! Sofort
erschienen in meinen misstrauischen Assoziationsneuronen die möglichen
Verdächtigen: eine Frau musste es sein, und davon hatten wir hier in den
letzten Jahren viele. W.W. vielleicht? Nein, die hatte gerade in
Schleswig-Holstein viel zu viel zu tun gehabt, und wir haben sie auch nie
wirklich interessiert. M.V. dann? Nun, sie hat gerade einen Krimi geschrieben,
und wir werden bald von ihr hören. Wenn sie es war, könnte es interessant
werden, aber zwei so verschiedene Bücher im selben Augenblick? Außerdem käme
noch A.B. in Frage, aber das kann ich mir dann doch nicht vorstellen. Oder eine
ganz Leise aus dem Hintergrund, A.H., zum Beispiel? Oder eine der jungen
Doktorandinnen?
Warum meine Aufregung? Nun, in den letzten zehn Jahren ist
es in der Groninger Germanistik hoch hergegangen, mit einem traurigen Ende in
diesem Jahr. Stoff genug für einen saftigen, ironisch-kritischen Campusroman
(und ich denke dabei immer an die Bücher von David Lodge, die ich mit größtem
Vergnügen gelesen habe).
Alles Unfug! Ein bisschen gegoogelt, und Barbara Reeh schien
es wirklich zu geben, denn sie hat auch ein Buch mit Erzählungen über Borkum
geschrieben. Jahrgang 1944. Sie lebt in Berlin und Borkum. Berlin und Borkum?
Da hätte was bei mir klingeln können, aber die Neuronen waren offenbar
erschöpft.
Coen klärte mich in einer weiteren Mail auf: es handele sich
um Barbara F. Die habe ich persönlich nie kennengelernt. Ihr Mann hat in den
neunziger Jahren die Groninger Duitslandstudies auf den Weg gebracht. Sie
selbst überblickt aus dem Damenhintergrund die Zeit von 1987 bis 2002, und das
ist offenbar die Grundlage für diesen Roman.
Ich halte das Buch nun in meinen Händen und bin ein bisschen
skeptisch: Der Titel bezieht sich auf Willem Frederik Hermans Groningen-Roman “Unter
Professoren”, wird aber diesem Maßstab schon durch den unbeholfenen Untertitel
nicht gerecht. Ich werde es lesen und meine Befindungen an die Redaktion von “Tzum”
miteilen. Hier in Café Deutschland wird es einen Link dazu geben.
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