Cookie

Mittwoch, 4. Juli 2012

Ästhetik der DDR: Der MITROPA-Speisewagen

Zu meinen schönsten Zugerinnerungen aus den sechziger und siebziger Jahren gehört der MITROPA-Speisewagen. Auf den endlos langen Fahrten von und nach West-Berlin – damals dauerte eine Fahrt von Leer/Ostfriesland nach West-Berlin ca. zwölf Stunden - war er der geeignete Ort, die Ödnis der Kontrollaufenthalte und die Kälte der Abteile zu überwinden.


Die Speisewagengäste waren immer für eine Überraschung gut: Das lag an der mitteleuropäischen Mischung, die dich an einen Tisch mit Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsformen brachte, die ebenso entnervt waren wie du selbst und gerade deshalb zu ungewöhnlichen Gesprächen bereit.

Was es dort zu essen gab, war im allgemeinen bescheiden aber gut. Aber sie hatten das gute Radeberger Pilsener, das noch heute im vereinigten Deutschland als feine Marke gilt. Und es gab das MITROPA-Kaffekännchen, zu dem ich eine merkwürdige Ding-Liebesbeziehung aufgebaut habe. Ich hab‘ auch eines geklaut. Es steht immer noch bei uns im Geschirrschrank.


Heute gibt es Museen, die sich um solche Dinge kümmern. Und da sie unterfinanziert sind, kann man Pate eines Gegenstands werden und damit seine liebevolle Pflege garantieren. Schaut euch um im Museum der Dinge in Berlin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen