Die alten Produktionshallen der AEG in Berlin-Oberschöneweide
sind in den letzten Jahren zum Teil restauriert und vermietet worden. Eine
Dachgesellschaft bemüht sich um die Nutzung der Rathenau-Hallen, wie sie jetzt
heißen. Wer demnächst mal eine Hochzeit mit tausend Gästen feiern will, findet
hier etwas Passendes.
Eine der Berliner Fachhochschulen hat sich hier ihren
“Campus Wilhelminenhof” eingerichtet: die 1994 gegründete “Hochschule für Technik und Wirtschaft”. Dadurch ist das Gelände heute sehr belebt.
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AEG-Gelände - im Vordergrund die Villa Rathenaus |
Das Gesamtareal ist riesengroß; Fotos geben nur ein
schwaches Abbild der industriellen Macht, die diese Gebäude trotz
Kriegsverlusten und Abrissen noch immer ausstrahlen. Rathenau hat sich 1902
seine Wohnvilla direkt am Rande des Geländes errichten lassen. Diese ist
allerdings schon bald von seiner Villa im Grunewald und dem Landhaus in
Freienwalde abgelöst worden.
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Rathenaus neoklassizistische Villa in der Königsallee |
Was ich in meinem letzten Beitrag eine Mischung aus Eleganz
und Bescheidenheit genannt habe, ist ein dann doch ziemlich aufwendiger
Versuch, die schlichte Schönheit des preußischen Klassizismus um 1800 wieder zu
beleben. Die schmale kleine Haustür in der Mitte des Prachtbaus von 1910 ist
das einzig erkennbar Bescheidene des Konzepts. Das setzte sich zwar stark gegen
den herrschenden Geist des Wilhelminismus ab (siehe den entsetzlichen Berliner
Dom), aber echt modern war Rathenau mit diesem Retro-Bau in seiner Zeit nicht. Das
übrigens im Gegensatz zu den modernen Fabrikhallen wie der Turbinenfabrik in Moabit.
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AEG-Turbinenhalle in Berlin-Moabit, Baujahr 1909 |
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