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Dienstag, 3. Juli 2012

Kulturen des Bruchs (2): Gumbrecht und Mesut Özil

Nein, Özil war nicht bei den „Kulturen des Bruchs“ eingeladen (obwohl er ja nach Donnerstag Zeit gehabt hätte). Aber Hans Ulrich Gumbrecht hat beim Podiumsgespräch auf ihn beziehungsweise auf seinen eigenen Aufsatz über ihn hingewiesen. Gumbrecht ist in diesem Jahr Fellow beim Wissenschaftskolleg in Berlin und meinte (wiederum kokettierend), das einzige was er in der Zeit zustande gebracht hätte, sei sein Aufsatz „Eleganz des Minimalismus“ über den Stil des Fußballers Mesut Özil. Und er drückte seine Freude darüber aus, dass es in der deutschen Nationalmannschaft endlich Star-Spieler mit nichtdeutschem Hintergrund gibt.

So wunderbar und einzigartig die von Stephan Schlak konzipierte Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes „Kulturen des Bruchs“ in ihrem bunten Mix bekannter Namen aus verschiedenen Disziplinen und gesellschaftlichen Bereichen auch war, so erstaunlich finde ich doch – gerade bei diesem Thema – dass die zur deutschen Kultur gehörenden Vertreter mit dem so oft beschworenen „Migrationshintergrund“ (ein merkwürdiges Wort, das wie ein dunkler Schatten auf der Seele dieser Menschen liegen mag) nicht eingeladen waren. Die Deutschen tobten sich alleine in ihrer Erinnerungskultur aus, für die sie, wie für so vieles, die Weltmeisterschaft beanspruchen, auch auf dieser Tagung!

Dabei könnte doch gerade die Präsenz von Lebensgeschichten wie von Mesut Özil, Sami Khedira und Kevin-Prince Boateng oder von Sherko Fatah, Olga Grjasnowa und Fatih Akin ganz Essentielles zu den Kulturen des Bruchs beitragen. Man schaue sich nur einmal die Liste deutsch-türkischer Schriftsteller bei Wikipedia an: Hier finden sich die deutschen Kulturbrüche des 21. Jahrhunderts!

P.S.: Gumbrechts Aufsatz über Özil ist wirklich sehr schön. Özil hat ihn auch gelesen, aber kein Wort verstanden.

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