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Freitag, 27. Juli 2012

Alternativen zum Literaturkanon der ZEIT (2), 1945-1950

Die ZEIT nennt

-        Thomas Mann, Dr. Faustus (1947)

-        Ernst Jünger, Strahlungen (1949)

Die Erläuterungen der ZEIT stehen in der Ausgabe Nr. 29 vom 12. Juli 2012.

Café Deutschland empfiehlt

-        Hans Fallada, Jeder stirbt für sich allein (1947/2011)

-        Arno Schmidt, Leviathan oder Die beste der Welten (1949)

Hans Falladas umfangreicher Roman ist 1947 in der Sowjetzone im Aufbau-Verlag erschienen und zwar in einer gekürzten (zensierten) Fassung. Erst vor kurzem ist die komplette Fassung wiedergefunden und mit allerlei medialem Tamtam herausgegeben worden. Das hat dann auch sehr schnell zu einer „opgefristen“ niederländischen Übersetzung geführt, die unter dem Titel Alleen in Berlijn 2010 erschienen ist. Der Roman liest sich flott und spannend (anders als Dr. Faustus) und gibt ein starkes Bild der nationalsozialistischen deutschen Gesellschaft und des Widerstands in Berlin kurz nach Kriegsbeginn.

Arno Schmidts kurze Erzählung (30 Seiten) wurde 1946 geschrieben und zusammen mit zwei anderen kurzen Texten in dem Buch Leviathan 1949 herausgegeben. Diese dreißig Seiten gehören für mich zu den intensivsten Texten die über den Krieg und den Nationalsozialismus in deutscher Sprache geschrieben wurden. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Soldaten, Zivilisten und HJ-Jungen versucht im Februar 1945 mit einem Zug aus dem umkämpften Berlin zu flüchten. Schmidts Hauptwerke sind wegen ihrer sprachlichen Besonderheiten nicht mehr ins Niederländische übersetzt worden, was sehr schade ist, denn es befinden sich einige der wichtigsten Romane der fünfziger und sechziger Jahre darunter. Die ersten, kürzeren Werke Ende der Vierziger, Anfang der Fünfziger sind zugänglicher und wurden damals auch übersetzt, aber Arno Schmidt ist dem niederländischen Publikum später leider völlig fremd und unbekannt geblieben.

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