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Dienstag, 3. April 2012

Michael Maar lässt sich Wolfgang Herrndorfs “Sand” durch die Finger rieseln – und entdeckt Erstaunliches!

Mit „Tschick“ (2010) hat Wolfgang Herrndorf die deutsche Literatur um einen der seltenen Romane bereichert, die sowohl von Jugendlichen als auch von Erwachsenen mit Vergnügen gelesen werden können, mit „Sand“ (2011) legt er ein „Gegenbuch“ vor, das im Gewande eines Agententhrillers daherkommt, den Leser am Ende aber tief verstört zurücklässt.
Der Roman hat den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten, zurecht, denn er ist alles andere als nur ein Abenteuerroman, auch wenn seine Handlung im Kopf sogleich zum Film wird, mit schnell wechselnden exotischen Schauplätzen, flotten Dialogen und gewaltreichen Actionszenen. Der Spannungsträger und –erhalter ist ein Mann, der eine teilweise Amnesie erlitten hat und nicht mehr weiß, wer er ist und was er in seinem Leben gemacht hat.
Die Rezensenten haben das Buch hoch gelobt, aber keiner von ihnen hat sich wirklich mit den zum Ende hin anwachsenden Rätseln und Grausamkeiten der Handlung auseinandergesetzt. Das hat jetzt Michael Maar auf den Plan gerufen, den „genauesten Leser des Literaturbetriebs“ (so D. Knipphals im Tagesspiegel), der im Aprilheft des „Merkur“ seine bewundernswerte Entschlüsselung des Romans vorlegt.

Eigentlich hatte ich mir das auch vorgenommen, etwa so wie ich es mit Jan Brandts „Gegen die Welt“ gemacht habe, aber ich hatte nach der ersten Lektüre noch keinen Faden in der Hand, und die zweite kann ich mir jetzt sparen.

Wer nur wissen will, worum es in „Sand“ so ungefähr geht, kann sich mit einer „normalen“ Zeitungsrezension begnügen, wer „alles“ wissen will, muss Michael Maar im „Merkur“ lesen, dem intellektuellen Urgestein der Bundesrepublik. Freundlicherweise gibt es auf der Website des Merkur immer ein oder zwei Artikel des neuesten Heftes kostenlos im pdf-Format, wohl um neue Leser anzulocken. Das ist diesmal Michael Maars „Er hat’s mir gestanden“. Überlegungen zu Wolfgang Herrndorfs „Sand“. Gratis gibt’s das aber nur im April.
Ich werde aber doch nochmal nachchecken, ob Maars Überlegungen schlüssig sind. Immerhin hat er auch schon einmal Thomas Mann eine Bluttat nachgewiesen – nur durch genaue Lektüre (siehe „Das Blaubartzimmer. Thomas Mann und die Schuld“, 2000). So etwas bleibt an einem hängen.  

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