In einer
Rezension von Richard Kämmerlings im faz.net habe ich Dinge über den Roman Stadt der Engel (2010) der kürzlich
gestorbenen Christa Wolf gelesen, die mir persönlich sehr gefallen, zum
Beispiel, dass die Grand Dame der DDR-Literatur 1992 in ihrem Halbexil in Los
Angeles gerne Star Trek geguckt und
darin die glücklichere Utopie der Wiedervereinigung gefunden hat:
„In der Anfang der neunziger Jahre in Amerika ausgestrahlten
Star-Trek-Serie „The Next Generation“ gibt es eine Doppelfolge mit dem Titel
„Wiedervereinigung“. Darin geht es um komplizierte diplomatische Verhandlungen
zwischen den Vulkaniern (Mister Spock!) und den verfeindeten Romulanern über
die friedliche Vereinigung der beiden Planeten – offenbar sind die kulturellen
Bande zwischen den Völkern stärker als vermutet. Captain Picard, der Kommandant
der „Enterprise“, entdeckt aber, dass es sich bei der ganzen Sache nur ein
Ablenkungsmanöver der Romulaner handelt, die eine Invasion planen und den Planeten
unterwerfen wollen. Was als Wiedervereinigung daherkommt, soll in Wahrheit eine
Eroberung sein.“
„Abend für Abend“, so erinnert sich Christa Wolf an ihren Aufenthalt in Los
Angeles in den Jahren 1992 und 1993, „saß ich vor dem Fernseher, wenn die Star-Trek-Serie
lief, und erlaubte mir die Ausrede, ich müsse mein Englisch vervollkommnen,
wusste aber insgeheim, es war mein Bedürfnis nach Märchen, nach glücklichen
Ausgängen, das mich festhielt, denn ich konnte sicher sein, dass die
Star-Trek-Besatzung die edlen Werte der Erdenbewohner in die fernsten Galaxien
tragen, sie gegen jeden noch so infamen Feind durchsetzen und dabei selbst
nicht zu Schaden kommen würde.“ Die sogenannte „Wiedervereinigung“ zwischen
Vulkan und Romulus fällt aus. Es geht glücklich aus, Vulkan wird nicht erobert.“
Da sieht man mal wieder, wie nah und wie fern zugleich meine
Lieblings-Science-Fiction-Serie der Wirklichkeit ist! Die arme Christa Wolf!
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