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Samstag, 21. April 2012

Wiedervereinigung: Christa Wolf und Star Trek

In einer Rezension von Richard Kämmerlings im faz.net habe ich Dinge über den Roman Stadt der Engel (2010) der kürzlich gestorbenen Christa Wolf gelesen, die mir persönlich sehr gefallen, zum Beispiel, dass die Grand Dame der DDR-Literatur 1992 in ihrem Halbexil in Los Angeles gerne Star Trek geguckt und darin die glücklichere Utopie der Wiedervereinigung gefunden hat:

„In der Anfang der neunziger Jahre in Amerika ausgestrahlten Star-Trek-Serie „The Next Generation“ gibt es eine Doppelfolge mit dem Titel „Wiedervereinigung“. Darin geht es um komplizierte diplomatische Verhandlungen zwischen den Vulkaniern (Mister Spock!) und den verfeindeten Romulanern über die friedliche Vereinigung der beiden Planeten – offenbar sind die kulturellen Bande zwischen den Völkern stärker als vermutet. Captain Picard, der Kommandant der „Enterprise“, entdeckt aber, dass es sich bei der ganzen Sache nur ein Ablenkungsmanöver der Romulaner handelt, die eine Invasion planen und den Planeten unterwerfen wollen. Was als Wiedervereinigung daherkommt, soll in Wahrheit eine Eroberung sein.“
„Abend für Abend“, so erinnert sich Christa Wolf an ihren Aufenthalt in Los Angeles in den Jahren 1992 und 1993, „saß ich vor dem Fernseher, wenn die Star-Trek-Serie lief, und erlaubte mir die Ausrede, ich müsse mein Englisch vervollkommnen, wusste aber insgeheim, es war mein Bedürfnis nach Märchen, nach glücklichen Ausgängen, das mich festhielt, denn ich konnte sicher sein, dass die Star-Trek-Besatzung die edlen Werte der Erdenbewohner in die fernsten Galaxien tragen, sie gegen jeden noch so infamen Feind durchsetzen und dabei selbst nicht zu Schaden kommen würde.“ Die sogenannte „Wiedervereinigung“ zwischen Vulkan und Romulus fällt aus. Es geht glücklich aus, Vulkan wird nicht erobert.“

Da sieht man mal wieder, wie nah und wie fern zugleich meine Lieblings-Science-Fiction-Serie der Wirklichkeit ist! Die arme Christa Wolf!

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