Generationen
von Leeraner Schulkindern sind mit Spekulationen, Sagen und Märchen zur
Funktion und Entstehung des Plytenbergs aufgewachsen. Eine meiner ersten
Schulexkursionen führte dorthin. Ich fand sie abenteuerlich weit (immerhin ein
wenig über den Stadtrand hinaus) und den Berg erschreckend hoch (etwa 12 Meter) und fehl am Platze. Frisia non habet
montes, dachte ich mir damals schon, und meine wissenschaftliche Neugier war
geweckt. Die Geschichte, die man uns zu seiner Entstehung erzählte, fand ich
interessant und einleuchtend. Sie ist von der Leeraner Schriftstellerin Wilhelmine
Siefkes (1890-1984) aufgeschrieben worden, die auch in Het lied van de Eems
vorkommt (136ff.), allerdings nicht mit dieser Geschichte:
Wie der
Plytenberg entstand
Bei Leer liegt
nahe der Ems der zwölf Meter hohe Plytenberg. Manche glauben, er sei früher
eine heidnische Opferstätte gewesen, andere wollen in ihm ein altes Grabmal
sehen. Im Volk jedoch erzählte man sich, er stamme aus der Zeit, als es noch
Riesen gab.
Zwei
Riesenfräulein vergnügten sich einst auf den Inseln Baltrum und Juist. Sie
freuten sich an dem glitzernden Dünensand und packten davon, soviel sie halten
konnten, in ihre Schürzen. Dann liefen sie über das Watt bis nach Emden und
gingen an der Ems entlang, jede an einem Ufer, so dass der Fluss zwischen ihnen
war. Der schwere Sand aber zerriss ihre Schürzen und sickerte durch die Löcher,
und da streute jede einen ganzen Streifen an der Ems entlang. So entstanden die
Deiche. Als die beiden dann Leer liegen sahen und die Ems nach rechts abbog, um
die Leda aufzunehmen, sprang die eine Riesin mit einem Satz zu der anderen
hinüber. Knacks – riss ihr Schürzenband, und all der Sand fiel auf einen
Haufen. Und das war dann der Plytenberg.
Quelle:
Wilhelmine Siefkes: Ostfriesische Sagen, Leer 1987
Und dann gab
es noch ein weiteres Märchen, in dem der Plytenberg und die Ems eine Rolle
spielen. Es wird in der Stadtmythologie von Leer bis heute liebevoll weitergetragen
und ist natürlich auch auf der Website der Schule zu finden: das Märchen von den Erdmannetjes. Das ging mir damals irgendwie zu weit und hat mich nie
besonders gefesselt. Als ich es jetzt nach Jahrzehnten wieder las, fand ich es
aber ganz hübsch.
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