Die ZEIT nennt
Ingeborg
Bachmann, Malina
Peter Handke,
Wunschloses Unglück
Café
Deutschland empfiehlt
Christa Wolf,
Kein Ort. Nirgends (1979)Rolf-Dieter Brinkmann, Rom, Blicke (1979)
Zwei
grundverschiedene Bücher, die als gemeinsames Element nur die Verzweiflung
haben, aus der heraus sie geschrieben wurden. Die Ursachen dafür sind
allerdings auch wieder grundverschieden: Christa Wolf schrieb ihre nur auf den
ersten Blick historisch-beschaulich wirkende Erzählung 1977, im Jahr nach der
Ausbürgerung von Wolf Biermann und der Verschärfung des kulturpolitischen
Kurses der DDR. Ein kritisches Buch zur DDR-Gegenwart war nur in historischer
oder mythologischer Verkleidung möglich. In „Kein Ort. Nirgends“ erfindet Wolf
eine Begegnung zwischen Heinrich von Kleist und Karoline von Günderode und
lässt in deren Gesprächen die ganze Problematik und Verzweiflung des Lebens in
einer unfreien Gesellschaft aufscheinen. Soweit ich es beurteilen kann, hat
dieses Buch trotz seiner Aussichtslosigkeit, mehr noch als die spätere
Erzählung „Kassandra“, für die in der DDR bleiben wollenden Intellektuellen eine
große Rolle gespielt. Aber es ist auch im Westen viel gelesen worden.
Als der Rowohlt
Verlag Rolf Dieter Brinkmanns „Rom, Blicke“ 1979 in seiner Reihe „das neue buch“
herausbrachte, war Brinkmann als radikaler Vertreter der „neuen Subjektivität“ durch
seinen frühen Tod in London 1975 bereits so „interessant“ geworden, dass der
Verlag das Risiko einer aufwendigen Ausgabe in doppeltem Format und mit
hunderten von Fotos eingegangen ist. „Rom, Blicke“ ist eine Sammlung von
Briefen mit tagebuchartigen Aufzeichnungen und vielen Bilddokumenten von
Brinkmanns Aufenthalt in Rom, wo er 1972/73 ein Stipendium der deutschen
Kulturinstitution Villa Massimo erhalten hatte. Für Brinkmann stellt sich
dieser Aufenthalt als ein Anti-Arkadien dar; er hasst die antiken Trümmer, er
hasst die römische Gegenwart, für ihn ist das alles die „reinste Lumpenschau“, er
ist ein misanthropischer und psychopathischer Flaneur, der gleichwohl
aufmerksam beobachtet und seine Beobachtungen in atemloser, an Arno Schmidt
geschulter, Sprache wiedergibt. Das wird nicht jedem gefallen. Interessierte
finden hier mehr dazu.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen