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Max
Frisch, Mein Name sei Gantenbein (1964)
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Heinrich
Böll, Ansichten eines Clowns (1963)
Café
Deutschland empfiehlt
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Peter
Weiss, Der Schatten des Körpers des
Kutschers (1960)
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Ernst
Jünger, Subtile Jagden (1967)
Peter Weiss‘ „Mikro-Roman“ Der Schatten des Körpers des Kutschers habe ich mit fünfzehn Jahren zum ersten Mal gelesen. Ich weiß noch, dass mich die neue Art des Beschreibens sehr fasziniert hat. Weiss legt die beschriebenen Örtlickeiten quasi unter ein Mikroskop und die beschriebenen Zeitlichkeiten unter eine Zeitlupe. Alles wird bis in die Details aus einem zurückgezogenen, heimlichen und damit voyeuristischen Blickwinkel gesehen, was dem Text eine besondere Intensität gibt. Inwieweit mich dabei die sexuellen Phantasien des jungen Protagonisten und die von ihm beschriebene Kopulation des Knechtes mit der Magd bei der Stange hielten, vermag ich nicht zu sagen.
Ungewöhnlich auch
die von Weiss angefertigten Collagen aus schwarz-weißen Zeichnungen, die alle
zehn Seiten eine Art surrealistische Verbindung zum Text herstellen. Die Eröffnung
dieser neuen Dimension des Schreibens, die dem französischen Nouveau Roman
ähnelt, hat Peter Weiss selber gar nicht weiter verfolgt, aber sie hat zum
Beispiel Ror Wolf, den ich später gerne gelesen habe, das Handwerkzeug
geliefert. Der Text ist 1952 entstanden, hat aber erst 1960 einen Verleger
gefunden und ist in den politischen sechziger Jahren ein interessanter
Fremdkörper gewesen.
Auch der folgende
Titel passt scheinbar nicht ins Jahrzehnt und hat gerade deswegen
Aufmerksamkeit verdient: Ernst Jüngers Subtile
Jagden, eine Mischung aus Erzählung, Tagebuch und Essay. Das Buch handelt
von Käfern, könnte man sagen, und das ist sicher nicht falsch. Es handelt von
der Faszination des Sammelns: Auch das trifft zu. Ernst Jünger hat sein Leben
lang Käfer gesammelt und galt als bedeutender Entomologe. Sein Haus war voll
von auf Stecknadeln gespießten Käfern. Aber eigentlich geht es in diesem Buch
um eine unterhaltsame Erzählung vom Sammeln als Kulturhandlung und ästhetische
Existenz. Dazu gehören Reisen, Naturerfahrung, Beobachtung, Lesen und
Kommunizieren: der ganze Kosmos der Kultur. Das ist die andere Seite des als
„Krieger“ berühmt gewordenen und oft verunglimpften Autors. Erschienen in einer
Zeit, deren junge Generation als „politisiert“ galt und den „Tod der Literatur“
verkündet hat, ist dieses schöne Buch ein wunderbares Überlebenszeichen der
alten europäischen Kultur in der erzählerischen Wüste der sechziger Jahre.
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