Das Besondere an dem Film ist die völlige Abwesenheit negativer Emotionen und das, obwohl die Handlung mit Ehebruch und Tod doch genug Anlass dazu gäbe. Oder auch eine Familie mit sechs Kindern: kein Streit weit und breit! Leben im Einklang mit der Umgebung und der Natur: die perfekte bildliche und handlungsmäßige Umsetzung der mennonitischen Lebensregeln.
In Mexiko gibt es heute ungefähr 25.000 Mennoniten, die
ihren pazifistischen Glauben mehr oder weniger orthodox und
modernitätsfeindlich leben. Ihre Vorfahren sind nach Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht in Russland 1870 vor allem in die USA eingewandert und dann zum
Teil nach Mexiko gelangt. Als gemeinsame Sprache brachten sie das Plautdietsch
mit, eine Mischung aus Deutsch, Friesisch und Niederländisch, die dort noch
heute neben dem Spanischen gesprochen wird. Der Film “Stilles Licht” ist in
dieser Sprache gedreht, was ihm einen zusätzlichen, befremdlichen Akzent gibt:
Je länger man zuhört, desto mehr versteht man, obwohl man das Gehörte keiner
bekannten Sprache zuordnen kann.
Die Medien - und auch wir - hatten eine lebhafte Diskussion zu dem Film.
Von den weltweit etwa 500.000 Mennoniten, die Plautdietsch sprechen, leben seit 1990 etwa 200.000 in Deutschland. Diese in der Sowjetunion jahrzehntelang grausam verfolgte Minderheit ist nach dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs nahezu geschlossen nach Deutschland ausgewandert, wo sie als Russlanddeutsche Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft hatten.
Die Gesamtzahl der ab 1990 nach Deutschland emigrierten Russlanddeutschen beträgt mehr als zwei Millionen. Bei 10% von ihnen handelt es sich also um Russlandmennoniten, die heute vor allem im Ruhrgebiet leben und dort auch ihre religiösen und kulturellen Organisationen haben.
Vom Ausmaß und vom vorhergehenden Leid dieser Völkerwanderung hat man in den letzten zwanzig Jahren nicht sehr viel gehört.
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