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Samstag, 16. Februar 2013

Science Fiction als Gegenwartsbewältigung - Deutsche Romane des 21. Jahrhunderts

Seit einigen Jahren bedienen sich auch eine Reihe deutschsprachiger Triple-A-Autoren des Genres Science Fiction:

Thomas Lehr, 42 (2005)

Thomas Glavinic, Die Arbeit der Nacht (2006)

Dietmar Dath, Die Abschaffung der Arten (2008)



Reinhard Jirgl, Nichts von euch auf Erden (2013)

Wenn die Gegenwart stagniert und sich auf Vergangenheits- und Zukunftsbewältigung reduziert, wenn sie also mit sich selbst nichts richtig anzufangen weiß, dann ergibt das einen Nährboden für Utopien. Das scheint seit etwa 2005 der Fall zu sein.
Schaut man zum Vergleich auf die Jahre 1989-2005, so finden sich (außerhalb des kommerziellen Unterhaltungsgenres Science Fiction natürlich) kaum literarische Utopien in Deutschland. Gut, es kann an mir liegen, aber außer Christoph Ransmayrs “Morbus Kitahara” (1995) fällt mir nichts ein. Und das ist ein Roman, der einen alternativen Geschichtsverlauf nach 1945 schildert, also Science Fiction im Dienst von Vergangenheitsbewältigung.

In den anderthalb Jahrzehnten nach dem Fall der Mauer war die Gegenwart so realutopisch aufgeladen, dass es keiner fiktionalen Nachhilfe bedurfte. Aber jetzt ist es wieder soweit: Es braut sich was zusammen, und all das wird global wirksam werden. Die sieben oben genannten Romane bieten faszinierende Facetten der Gegenwartsbewältigung im Angesicht des Unvorhersagbaren. Sie handeln alle vom Jetzt.

Ich vermute mal, dass sie in der Bonner Ausstellung “Science Fiction in Deutschland” nicht vorkommen.

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