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Dienstag, 29. Januar 2013

Tarantino unchained – Django & Broomhilda

Vor ein paar Tagen habe ich Quentin Tarantinos "Django Unchained" gesehen. Nach dem hochlobenden Geraune um diesen Film war ich allerdings enttäuscht: zu lang, zu grausam, zu blutig, zu unbestimmt. Für mich jedenfalls. Dachte ich zunächst!

Aber ich wollte ihn für mein deutsches Kultur-Blog retten, indem ich einen kurzen Beitrag zu der schwarzen Sklavin mit dem Namen "Broomhilda" (Brünhilde) verfasste. Der sollte etwa so aussehen:

Tarantino benutzt in seinem postmodernen Spaghetti-Western, der kurz vor dem Bürgerkrieg im Süden der USA spielt, das Muster der deutschen Sage aus dem Nibelungenlied: Siegfried (= der befreite Sklave Django) rettet Brünhilde (= Broomhilda) , indem er einen Drachen (?) erschlägt und durch einen Feuerkreis (?) schreitet.

Viel länger sollte das nicht sein. Aber es gab Erklärungsbedarf, und als ich damit anfing, kam etwa dies:

Die schwarze Sklavin Broomhilda von Shaft verdankt diesen Namen ihrem vorherigen Eigentümer, einem deutschen Plantagenbesitzer. Er hatte sie Brünhilde genannt, was dann im Amerikanischen zu "Broomhilda" verbasterd wurde. Broomhilda spricht wunderschön deutsch und ist die geliebte Frau von Django (wieso Django? Das ist noch so eine Geschichte). Die beiden werden weiterverkauft und getrennt. Ihr neuer Besitzer nennt sie dann nur noch "Hildi" und geht grausam mit ihr um.

Am Anfang des Films befreit der deutsche Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (phantastisch: Christoph Waltz) den Sklaven Django. (Warum? Das ist noch so eine Geschichte.) Irgendwann in der Mitte des Films erzählt er Django die germanische Sage von Brünhilde. Sie sei die Tochter eines Gottes und wegen irgendeiner Verfehlung auf einen Berg verbannt worden. In jedem deutschen Mythos spiele ein Berg eine Rolle. Brünhilde wird von einem Drachen bewacht, und außerdem liegt noch ein Feuerkreis um den Berg. Aber eines Tages kommt Siegfried, erschlägt den Drachen, durchschreitet den Feuerkreis und erlöst Brünhilde. Für Schultz ist klar: Django spielt die Rolle von Siegfried und muss Broomhilda befreien. Dazu wird er ja dann wohl einen Drachen erschlagen und einen Feuerkreis durchschreiten müssen. Warum und wie hilft Schultz Django? (Das ist noch so eine Geschichte).

Ach, was red ich denn. Es steht ja auf YouTube:



Ich komme da irgendwie nicht weiter. Der Film ist jedenfalls viel besser und komplexer als ich zunächst dachte. Im Internet gibt es wilde Diskussionen.

Für den Anfang empfehle ich die Rezensionen im New Yorker und in der FAZ, für Fortgeschrittene das Telefongespräch, das Mike Ryan von The Huffington Post mit dem Regisseur geführt haben will (Ryan liebt in seinen Rezensionen die Gesprächsform; ich vermute, er hat es sich ausgedacht).

Und wer sich wirklich dem Broomhilda-Komplex widmen will, ist bei "Broomhilda in Chains" gut aufgehoben. Sie hat am Ende übrigens wirklich ein Gewehr in der Hand.

Tarantino unchained: Ich muss den Film unbedingt noch einmal sehen.

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