Cookie

Donnerstag, 24. Januar 2013

Arno Schmidts Monde

Arno Schmidts Anhänger (also auch ich) schwärmen von seinen Mondmetaphern. Oft stehen sie schon in den ersten Zeilen eines Textes, um die Stimmung zu setzen, aber sie sind so zahlreich, dass es keine Mühe macht, in einer Viertelstunde ein, zwei Dutzend aufzutreiben. Diese hier kommen aus seinen frühen Schriften:

„Wohlig baumelte der Mond im wirbelnden Getriebe“

„Mond: als stiller Steinbuckel im rauhen Wolkenmoor“

„Völlig unangebracht: ein feuriger brünetter Mond in Wolkenrüschen“

„Glasgelb lag der gesprungene Mond“

„Die starke schwarze Morgenluft, in der ein Endchen Mond flackerte“

„Dörflich glomm die Butzenscheibe des Monds hinterm Wacholder, warm und still“

„Am Silberkraal des Mondes kauerte ein löwengelbes Gestern, buschmännig, im Gehöft“

„ein draller ländlicher Mond dicht überm dem Bauernvolk“

„der Lügnermond (wie alle Blaßgesichter!) bog sich mokant inmitten ehrsamen Silberhaars“

„verbogener Mond trieb auf gelben Lichtwellen (hinten bollwerkten aber schon die Wolken und er riß mühsam eine Silberbresche nach der anderen hinein)“

„Im Waschblauen die roten Wolkenhaken; vor uns der Mond mit grünem seekrankem Gesicht“

„der beinerne Mond gaffte aus seinem Hexenring“

„die wächserne Nase des Mondes zwischen papiernen Wolkenschlangen. Konfetti der Sterne drehte sich steif vorbei“

„der Mond schwamm, schon halb aufgelöst, in gelben Lichtbrühen“

„das hornige Haifischei des Mondes, überall aufgehängt in schwarzkorallen Bäumen“

„der kahle Mongolenschädel des Mondes schob sich mir näher“

Dies sind meine sechzehn Stellen, schnell zusammengestellt, aus Spaß und zur Demonstration.  Auch der Komponist Horst Lohse hat sechzehn Mondstellen ausgewählt und jeweils einen anderthalbminütigen musikalischen Kommentar dazu komponiert: “A. Schmidts Monde” (1995/96). Es ist mir leider nicht gelungen, das Stück irgendwo aufzutreiben. Ich bin für Hinweise dankbar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen