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Samstag, 12. Januar 2013

Grammatik zum Frühstück: das imperative Präteritum

Die herkömmlichen deutschen Grammatiklehrwerke sind ungeeignet, die komplexe Wirklichkeit des Sprachalltags zu erfassen.

Heute morgen sagte G. zu mir: “Der Kaffee war gut.”

Ich verstand diesen Satz sofort und ohne weitere Nachfrage als Aufforderung, ihr noch einen Kaffee zu holen. Automatisch stand ich auf, nahm ihre Tasse und ging zur Kaffeemaschine.

Während der Apparat brummte (Nespresso! What else?), dachte ich – wie immer, wenn ich scheinbar dumm in der Gegend herumstehe – nach: Im Rahmen einer handlungsorientierten Grammatik ist die Vergangenheitsform in dem Satz “Der Kaffee war gut” als Ausdruck eines gegenwärtigen Wunsches zu analysieren. Es handelte sich also um ein imperatives Präteritum (auch wenn es diesen Begriff in den Schulgrammatiken nicht gibt). Im aktuellen Fall ging es zudem um einen Akt geglückter Kommunikation, der der Handlungsgrammatik unserer Ehe entsprach. Das muss ja nicht immer so sein.
Ich brachte G. ihren zweiten Kaffee und erzählte ihr von meinen Gedanken. Sie hat sich sehr gefreut.

Aber vielleicht hatten wir auch nur einen Kater.

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