Heute fand ich die „Sprachnachrichten“ des Vereins Deutsche Sprache in meinem Postfach, mit einem Hinweis von Walter S. Der 1997 gegründete Verein und dieses kleine Blättchen haben sich der Verteidigung der deutschen Sprache in einer zunehmend englischsprachigen Welt verschrieben. Auf der Website des Vereins kann die Zeitschrift auch kostenlos im pdf-Format gedownloadet werden (oder muss ich jetzt schreiben: heruntergeladen?).
„Ganz hübsch“,
dachte ich auf den ersten Blick, aber beim Hineinlesen wurde mir schnell klar,
dass wir es hier mit einer Gruppe konservativer bis reaktionärer Sprachpuristen
zu tun haben, die den Sprachwandel in der modernen Medienwelt nicht wahrhaben
wollen. Abgesehen von allerlei gerechtfertigten Verteidigungslinien des Deutschen
unter anderem in der EU, finden sich hier doch auch ganz merkwürdige Standpunkte
(zum Beispiel in der Rezension auf S. 21 mit dem Titel „Die kriechsüchtige
Abschaffung von Deutsch“ von Gerd Schrammen, dem stellvertretenden Vorsitzenden
des Vereins). Um den offenkundig deutschnationalen Hintergrund etwas zu
kaschieren, gibt es auch allerlei kleine Artikel zur Verteidigung europäischer
Regionalsprachen. Die nächste Themanummer erscheint im August und beschäftigt
sich mit „Deutsch als Wissenschaftssprache“.
Es ist nicht
dasselbe Horn, in das ich blase, wenn ich mich hier by the way bitter beklage, dass das Deutsche an der Universität
Groningen fast völlig verschwinden wird. Auch in Studiengängen und
Minoren, die sich mit der europäischen Kultur beschäftigen, kommen deutschsprachige Texte kaum noch vor. Dass europäische
Kultur Sprachenvielfalt bedeutet, wird (auf Englisch) ignoriert. Ab dem nächsten
Studienjahr verschwindet sogar das Fach Deutsch in der Form wie wir es seit Jahrzehnten kennen – es wird in dem euphorisch angepriesenen neuen Fach
Europese Talen en Culturen „aufgehoben“ - und die Studenten werden dann vornehmlich
auf Niederländisch und Englisch erfahren, dass es da irgendwo im Osten noch eine lästig zu
sprechende kleine Nachbarsprache gibt.
Das ist nicht nur
in Groningen so und betrifft nicht nur das Fach Deutsch. Die niederländischen Universitäten berauben sich der
traditionellen philologischen Fächer. Wer wirklich Deutsch studieren will, dem
kann man nur noch sagen: „Geh doch in den Osten!“
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