Im Festspielhaus
Baden-Baden hat es doch tatsächlich das gegeben, worauf ich seit Jahren
gewartet habe: einen Freischütz, der
das Völkisch-Folkloristische hinter sich lässt. Er wurde am 30. Mai 2009 live
auf Arte übertragen. Wir fanden ihn wunderschön.
Zwischen dem
Publikum im Festspielhaus Baden-Baden würde ich mich nicht wohlfühlen, und die
Preise beginnen auf einem Niveau, wo sie an der Staatsoper Berlin enden. Aber
immerhin: sie haben dort ein klein bisschen Mut zu ein klein bisschen
Erneuerung. Robert Wilson durfte den Freischütz
machen und er machte ihn farbenreich, stilisiert, verfremdet und ironisch. Der
Haupteffekt lag in den teils üppigen Kostümen, die von dem Amsterdamer
Designer-Duo Viktor & Rolf entworfen wurden.
Die Rezensionen
sprechen, zu Unrecht wie ich finde, von einer Freischütz-Revue. Das war es
nicht, denn Wilson hält sich (abgesehen von einer Pauseneinlage mit Baudelaire)
an Text, Musik und Intention von Carl Maria von Weber. Das einzige
Revue-Element ist der Jägerchor, der aber auch bei Weber schon etwas davon hat.
Wilson betont mit ästhetischer Unterstützung von Viktor & Rolf das latent
schwule Element der Männergemeinschaft der Jäger, auch das scheint mir völlig
angemessen und im Übrigen hochvergnüglich.
Bei der Gelegenheit habe ich auch erfahren, dass Robert Wilson schon einmal eine Art Freischütz-Musical inszeniert hat und zwar zusammen mit Tom Waits: The Black Rider. Ich habe fast alles von Tom Waits, dies aber ist mir irgendwie entgangen. Husch Amazon.de Bestellung, zwei Tage spätere ist er da. Dies hat aber mit Weber eher wenig zu tun und viel mehr mit Brecht.
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