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Freitag, 16. November 2012

Die Schule der Neuen Prächtigkeit (2): Starckdeutsch

Es lebe Matthias Koeppel und seine ingeniöse Sprachschöpfung „Starckdeutsch".

„Das Starckdeutsche ist durch seinen vokalkräftigen und konsonantenverstärkten Charakter weniger zum stillen Lesen als zum lauten Vortrag von Gedichten geeignet.“ (Wikipedia)
Ja, das stimmt, setzt aber ein gehöriges Maß an Übung voraus. Diese Übung lässt sich auch durch stilles Lesen erreichen, wenn man akzeptiert, dass sich die Urkraft der starckdeutschen Laute über die Augen sofort in die Lippen fortsetzt, die – zumindest leise - einfach ausdrücken wollen, was dort (ent-)steht.

Es mag ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, und nicht jedes Wort erschließt sich dem tastenden Leser im ersten Versuch, der Effekt rechtfertigt jedoch die Mittel: eine ganz ungekannte, und so bisher unempfundene Verstärckung von Sprache und Inhalt stellt sich ein.
Hier ein Beispiel, dass ich bei meiner Sammlung von deutschen Texten über die Niederlande völlig übersehen hatte:

Hullondüsche Tumautn
Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten
Glantzind pfröschn Totumauten.
Duch peim Ößßn marckstde dunn,
dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;
Sünd’z nonn Gorcken, sünd'z Tumautn, –
Üst öss garr oin Heunarbrautn,
pfrösch oss Hullondt ümmporturt?
Hart monn düch woll arnngeschmuurt?

 
Überregional bekannt wurde er durch sein Gedicht zur Misere der deutschen Architektur:

 Arr, di Arr; di Arrckitucktn -
jarr, di sünd tautul pfarrucktn.
Pauhn onz euburoll Quaduren,
vo se gurrnücht henngehuren.
Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn
snd di Häusur steitz di sullpn.
Duch di Arrckitucktn tschumpfn:
Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!
Olle zullte mon kastruren,
düßße auff ze pauhin huren;
odur stott ünn rachtn Winkuln
se dönn pauhin, wi se pinkuln.

Zu finden in: Matthias Koeppel, Starckdeutsch. Sämtliche Gedichte. Volksausgabe, Berlin 1981



 

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