„Das
Starckdeutsche ist durch seinen vokalkräftigen und konsonantenverstärkten
Charakter weniger zum stillen Lesen als zum lauten Vortrag von Gedichten
geeignet.“ (Wikipedia)
Ja, das stimmt,
setzt aber ein gehöriges Maß an Übung voraus. Diese Übung lässt sich auch durch
stilles Lesen erreichen, wenn man akzeptiert, dass sich die Urkraft der
starckdeutschen Laute über die Augen sofort in die Lippen fortsetzt, die –
zumindest leise - einfach ausdrücken wollen, was dort (ent-)steht.
Es mag ein wenig
gewöhnungsbedürftig sein, und nicht jedes Wort erschließt sich dem tastenden
Leser im ersten Versuch, der Effekt rechtfertigt jedoch die Mittel: eine ganz
ungekannte, und so bisher unempfundene Verstärckung von Sprache und Inhalt
stellt sich ein.
Hier ein
Beispiel, dass ich bei meiner Sammlung von deutschen Texten über die
Niederlande völlig übersehen hatte:Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten
Glantzind pfröschn Totumauten.
Duch peim Ößßn marckstde dunn,
dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;
Sünd’z nonn Gorcken, sünd'z Tumautn, –
Üst öss garr oin Heunarbrautn,
pfrösch oss Hullondt ümmporturt?
Hart monn düch woll arnngeschmuurt?
Überregional bekannt wurde er durch sein Gedicht zur Misere der deutschen Architektur:
Arr, di
Arr; di Arrckitucktn -
jarr, di sünd tautul pfarrucktn.
Pauhn onz euburoll Quaduren,
vo se gurrnücht henngehuren.
Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn
snd di Häusur steitz di sullpn.
Duch di Arrckitucktn tschumpfn:
Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!
Olle zullte mon kastruren,
düßße auff ze pauhin huren;
odur stott ünn rachtn Winkuln
se dönn pauhin, wi se pinkuln.
jarr, di sünd tautul pfarrucktn.
Pauhn onz euburoll Quaduren,
vo se gurrnücht henngehuren.
Vn demm Hurz büsz ze denn Ullpn
snd di Häusur steitz di sullpn.
Duch di Arrckitucktn tschumpfn:
Onzre Pauhörrn snd di Tumpfn!
Olle zullte mon kastruren,
düßße auff ze pauhin huren;
odur stott ünn rachtn Winkuln
se dönn pauhin, wi se pinkuln.
Zu finden in:
Matthias Koeppel, Starckdeutsch. Sämtliche Gedichte. Volksausgabe, Berlin 1981
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