Christa Wolf, Was bleibt, Berlin 1990, 31f.
Zwischen diese beiden Sätze stellt Christa Wolf eine klitzekleine
Überlegung über Brecht, Galilei, den Glauben an den Sinn der Wahrheit und die
Frage der einzunehmenden Haltung gegenüber dem System. Aber alles, alles wird
auf diesen zwei Seiten gesagt: Man müsse “nur mit der Angst fertigwerden”. Ihre Hoffnung in die DDR habe sie 1976/77
verloren. Der Schmerz darüber habe sie seinerzeit “wie ein Blitz” getroffen und
“ein anderes Wesen” aus ihr gemacht.
1976? Sie erwähnt den Namen nicht, aber es handelt sich
dabei um die Ausbürgerung Wolf Biermanns nach seinem legendären Konzert in Köln
und um den von ihr mitinitiierten offenen Brief zur Verteidigung Biermanns, der
zu massiven Repressionen geführt hatte.
Ihre 1979 geschriebene Novelle “Was bleibt” veröffentlichte
Christa Wolf erst nach der deutschen Vereinigung, was zu einer gnadenlosen und
jahrelangen Verurteilung durch das westdeutsch bestimmte Feuilleton führte. Man
hat sie damit aus Deutschland vertrieben.
Nun, mehr als zwei Jahre nach ihrem Tod, ist es vielleicht Zeit, ihren Schmerz der siebziger Jahre mit dem Schmerz der neunziger Jahre abzugleichen und ihrem kleinen Buch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Man sollte es einfach so lesen, wie es 1979 gemeint war.
Über die Weidendammer Brücke gehe ich immer wieder gerne. Auch wenn ich den Adler selber nie berührt habe, rührt er mich doch jedesmal wieder an - wegen der oben erzählten Geschichte. Dass es gar nicht der preußische, sondern der kaiserliche Adler war, dem man in DDR-Zeiten seine Krone genommen hatte, stört mich dabei nur ein bisschen. Wer, zum Teufel, hat ihm die Krone eigentlich wieder aufgesetzt?
Die Weidendammer Brücke mit restauriertem Kaiseradler |
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