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Mittwoch, 12. November 2014

Christian Krachts Roman “Imperium” - Die Dekonstruktion des Jahrhunderts der Deutschen

Anlässlich des Erscheinens der niederländischen Übersetzung von Christian Krachts Roman “Imperium” (Uitgeverij Leesmagazijn 2014, Übersetzung: Ard Posthuma, 19,95 Euro) bringe ich heute Teile eines Vortrags, den ich letztes Jahr in Utrecht vor niederländischen Germanisten gehalten habe.

Wer den Roman noch nicht gelesen hat, sollte sich erst die Zusammenfassung im Wikipedia-Artikel durchlesen.

Die Dekonstruktion des Jahrhunderts der Deutschen:
Christian Krachts Roman “Imperium”
Peter Groenewold, Rijksuniversiteit Groningen
Einleitung

Als ich mir den Gesamttitel dieser Vorlesungsreihe noch einmal vergegenwärtigte: “Andere Welten - Erfahrungen des Fremden”, war ich mir nicht so sicher, ob ich Ihnen heute abend viel Erfahrungen des Fremden liefern kann, denn bei Christian Krachts Hauptfigur August Engelhardt geht es um einen Fall extremer und krankhafter Selbstbezogenheit. Es wird Ihnen beim Lesen aufgefallen sein: Engelhardt interessiert sich überhaupt nicht für die fremde Welt, die ihn umgibt, nicht für die Landschaft und die Vielfalt der Natur, nicht für die Menschen, nicht für ihre Kultur. Und für die deutsche Kolonialpolitik schon gar nicht! Er interessiert sich nur für die Sonne und die Kokosnüsse und ihren von ihm phantasierten Einfluss auf sich selbst und andere Menschen, die ihm zu folgen bereit sind. Mit denen wollte er dann ein Sonnenreich der Kokosnuss gründen. Insofern allerdings dürfte August Engelhardt uns allen sehr, sehr fremd vorkommen.
Aber es wird hier gar nicht so sehr um den historischen August Engelhardt gehen, sondern um das, was Christian Kracht mit ihm macht. Und das ist ein sehr verwunderliches, aber auch vergnügliches Buch geworden, das in einer uns fremden Epoche und einer uns fremden Welt spielt. Also habe ich Ihnen doch wohl was zu bieten.
Zum Weiterlesen bitte hier klicken:

Geschichtlich-geographischer Hintergrund: 
Deutsch-Neuguinea

Für heutige Augen und Ohren sind Namen wie Neumecklenburg, Neupommern und Neuhannover in der Südsee sehr exotisch, weil diese fernen Inseln und ihre Rolle in der ohnehin sehr kurzen deutschen Kolonialgeschichte uns absolut nicht geläufig sind. Um 1900 klangen diese Namen auch exotisch, aber eben als neue reale Gegebenheit in der damaligen Gegenwart; die Neugier auf Informationen über diese Gebiete war sehr groß.

Außer dem Namen Bismarck-Archipel und einigen weiteren haben die deutschen geographischen Bezeichnungen aus dieser Region den Ersten Weltkrieg nicht überlebt. Sie sind durch analoge englische Namen ersetzt worden, die übrigens auch vor der deutschen Zeit schon gebräuchlich waren: Neumecklenburg heißt heute wieder New Ireland und Neupommern New BritainNamen die trotz der Unabhängigkeit Papua-Neuguineas 1975 noch immer Bestand haben, ein Umstand, der vielleicht auch auf den besonderen und nachhaltigen Charakter des englischen Kolonialreichs hinweist.

Die Geschichte, die uns Christian Kracht in „Imperium“ erzählt, ist erst hundert Jahre her und kommt doch aus einem völlig anderen Zeitalter. Was viele nicht wissen: Deutschland und die Niederlande waren damals nicht nur in Europa Nachbarn, sondern auch am anderen Ende der Welt. Der westliche Teil der großen Insel Neu-Guinea gehörte zu Niederländisch-Indien (Indonesien), war aber nie kolonisatorisch durchdrungen worden. Das hatte aber auch mit der extremen Unwegsamkeit der Gebiete, den feindseligen Papuas und mit den gesundheitlichen Gefahren zu tun, die dort auf europäische Siedler warteten. Außerdem hatten die Niederländer mit dem Krieg in Atjeh genug zu tun. Die Grenze zwischen West- und Ost-Neuguinea verlief einfach schnurgerade entlang dem 141. Breitengrad.

Immerhin: Derart grauenvolle Szenarios wie bei den Hereros in Deutsch-Südwestafrika haben sich in Deutsch-Neuguinea nicht abgespielt. Wohl kam es zur Entführung der männlichen Bevölkerung ganzer Papuadörfer. Die Männer wurden weit entfernt von ihren Heimatinseln zur Arbeit auf den Plantagen deutscher Pflanzer gezwungen.

Andererseits kam es auch immer wieder zu Morden an Weißen, vorzugsweise an Missionaren. Die wurden dann auch schon mal geröstet und verspeist.

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatten sich an der Südküste des östlichen Teils britisch-australische und an der Nordküste deutsche Handelsposten niedergelassen. Nach dem Bankrott der Handelsgesellschaft, die für den Schutz der Europäer gesorgt hatte, kaufte das Deutsche Reich 1899 die Hoheitsrechte und erhob damit das Gebiet Deutsch-Neuguinea in den Rang einer Kolonie. Mehrere deutsch-niederländische Grenzkommissionen versuchten daraufhin, die Grenzziehung sinnvoller zu gestalten und auszumessen. Sie scheiterten aber an der extremen Natur und den Gefahren, die durch die dort ansässigen Papuas drohten.
Hier ist eine Karte von Deutsch-Neuguinea mit den geographischen Bezeichnungen, die von 1899 bis 1914 gebräuchlich waren: Der deutsche Teil des Festlands hieß Kaiser-Wilhelms-Land, die größeren Inseln Neu-Hannover, Neu-Mecklenburg, Neu-Pommern.
Bei einer Volkszählung 1905 wurde die Gesamtbevölkerung von Deutsch Neuguinea mit 200.000 angegeben, wobei man wohl davon ausgehen muss, dass es sich mehr um eine Schätzung handelte. Aber es gab nur 2100 Europäer in der Kolonie, und davon waren nur 700 Deutsche.


Der Ort Herbertshöhe auf der Insel Neupommern war von 1899 bis 1910 der Sitz des deutschen Gouverneurs von Deutsch-Neuguinea. Das war Albert Hahl, der uns auch im Roman begegnet. Die Verlegung des Ortes um einige Kilometer, die im Roman vorkommt und Engelhardt in Verwirrung bringt, hat es tatsächlich gegeben. Grund war die Versandung des Hafens. Nach 1910 wird Rabaul die Hauptstadt und ist es noch heute.

Die Insel Kabakon, die Engelhardt der legendären Queen Emma abkauft, gehört zur Neulauenburg-Gruppe, den heutigen Herzog-von-York Inseln und liegt etwa 30 Kilometer von Herbertshöhe entfernt. Sie ist zwei Kilometer lang und 700 Meter breit. Bei Engelhardts Ankunft 1902 war sie von 40 Melanesiern bewohnt. Bei der Volkszählung von 1911 ist die Rede von 107 Eingeborenen. Neben Engelhardt befanden sich nie mehr als eine Handvoll Weiße auf der Insel. Wer es mit Google Earth versucht, findet Kabakon wohl, aber kriegt nicht viel zu sehen.

Als ich mich anlässlich eines Vortrags über die Maler der Brücke am Rande ein wenig mit den Reisen deutscher Künstler nach Deutsch-Neuguinea beschäftigt habe, stieß ich zu meiner Überraschung auf die Existenz eines Pidgin-Deutsch, von dem ich noch nie gehört hatte. Dieses sogenannte Unserdeutsch, das auch im Roman erwähnt wird, hat sich im heutigen Papua Neuguinea angeblich in einer Gruppe von inzwischen weniger als 100 Sprechern erhalten. Es handelt sich um ein grammatisch vereinfachtes Deutsch, in dem die einheimischen Arbeiter und Hilfskräfte damals systematisch unterrichtet wurden. Es soll dazu auch Lehrbücher gegeben haben.
Die Gesellschaft für bedrohte Sprachen und einige Uni-Projekte kümmern sich um die Dokumentation und Erhaltung dieser aussterbenden schlichten Variante der deutschen Sprache.

Der Angriff von Georg Diez auf Christian Kracht

Zu der Debatte über die Kritik des Spiegel-Redakteurs Georg Diez will ich nicht viel sagen. Sie zeigt sehr viel über den Zustand der deutschen Literaturkritik und sehr wenig zu den Qualitäten und Eigenarten des Romans Imperium. 

Georg Diez, Die Methode Kracht, Der Spiegel 7/2012

Ein paar Zitate:

„Krachts Koordinaten waren immer Vernichtung und Erlösung. Er platzierte sich damit sehr bewusst außerhalb des demokratischen Diskurses.“

„Wenn man genau hinschaut, ist Imperium von Anfang an durchdrungen von einer rassistischen Weltsicht.“

„In Imperium geht es um das Projekt, am anderen Ende der Welt ein neues Deutschland zu erschaffen.“

„Was also will Christian Kracht? Er ist, ganz einfach, der Türsteher der rechten Gedanken. An seinem Beispiel kann man sehen, wie antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg findet hinein in den Mainstream.“

Nach meiner Meinung ist die „Methode Diez“ die systematische Verunglimpfung eines von Diez dazu auserkorenen Opfers, mit der Absicht, dabei ein ungestümes Presseecho und viel Aufmerksamkeit für Diez selbst zu erzeugen. Er hat dies gerade vor zwei Wochen wieder auf perfide Art mit Sibylle Lewitscharoff getan, die gerade den Büchner-Preis erhalten hatte.

Auffällig in dem ganzen Rezensionsrummel ist, dass in der kurzlebigen und kurzförmigen Medienwelt niemand den Roman sorgfältig gelesen zu haben scheint, auch all die Verteidiger von Kracht nicht. Niemand geht auf die Konstruktionsmerkmale des Romans ein, auf seine poetologischen Instrumente, die der Autor nicht etwa verbirgt, sondern auf die er mit einer geradezu pädagogisch-didaktischen Sorgsamkeit immer wieder verweist, wenn auch - und das ist ein durchgehender Aspekt des Buches – in ironischer Brechung.

Ich bin jetzt endlich soweit, mich dem Roman selbst zuzuwenden, den ich in mehrerer Hinsicht für ganz außerordentlich halte und der durchaus noch mehr und zwar intensivere Aufmerksamkeit verdient als ihm bisher zuteil geworden ist. Es ist auch ein außerordentlich komischer Roman. Ich habe viel gelacht. Und wo haben wir das schon in der deutschen Literatur.

Der Roman “Imperium”. Ein Blick in Krachts Werkzeugkasten

Mein Ansatz heute ist, einen Blick in Krachts Werkzeugkasten zu werfen, den er speziell für diesen seinen vierten Roman erheblich erweitert hat. Und er lässt diese Werkzeuge auch offen im Roman herumliegen. Sie zeigen, wie er konstruiert ist und wozu er dient. Georg Diez und viele Rezensenten haben das kurzsichtig und kurzatmig ignoriert.

Nun zu den so überdeutlich präsentierten poetologischen Instrumenten, die ich erwähnt habe. Dafür rollen wir den Roman einmal von hinten auf. Auf der letzten Seite wird uns die gerade an ihr Ende gelangte Erzählung als ein neuer Film präsentiert, der irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg in den amerikanischen Kinos anläuft. Hunderte Projektoren “werfen ihre von wild tanzenden Staubpartikeln begleiteten Lichtnadeln auf Hunderte Leinwände”. Der Leser sieht sich in ein Lichtspielhaus versetzt, in dem der Roman, den er gerade eben zuende gelesen hat, als Hollywoodspielfilm aufs Neue beginnt.

Der Kinemathograph wird an anderer Stelle des Romans als ein Gerät bezeichnet, das eines der Hauptmerkmale des jungen 20. Jahrhunderts sichtbar macht, nämlich die “Splitterung der Realität in verschiedene Teile”. Und an wieder anderer Stelle wird gesagt, dass der Kinematograph die bewegten Bilder nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts und in verschiedenen Geschwindigkeiten zeigen kann. Die filmische Wahrnehmung der Welt ermöglicht also die Brechung der Realität in verschiedene Teile, verschiedene Perspektiven, verschiedene Distanzen zu den wahrgenommenen Objekten. Der filmische Raum eröffnet neue, ungeahnte, nie gesehene Möglichkeiten.

Über den Roman verstreut finden sich  auch Betrachtungen zu dem Phänomen “Zeit”: Einstein wird herbeibemüht, der im selben ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, in dem Engelhardt sich auf Kabokon verkriecht, “das gesamte bisherige Wissen der Menschheit auf den Kopf gestellt hat, auch die Warte, von der aus man die Welt und dieses Wissen wahrnahm, auch die Zeit” (95). 

Und an anderer Stelle heißt es:

“Die vorherrschende Ansicht, die Zeit sei ein unaufhaltsamer Strom, in dem alles seinen präzisen Anfang habe und seinen klar definierten Verlauf, hat sich auch in Slütters Denken festgesetzt; dabei ist es, wie ihm in manchen luziden Momenten  gewahr wird, eher so, dass das Ende sehr wohl feststeht, nicht aber das immerwährende Präsens, welches einen dorthin zu führen weiß. Das perfide, unfassbare Jetzt mäandert, einem ektoplasmischen Wabern gleich, aus allen Ecken und Enden und fließt unkontrollierbar wie ein Gas in sämtliche Richtungen des Daseins, dabei die unwiderrufliche Einzigartigkeit jedes seiner Augenblicke außer Acht lassend.”(203)

“Das perfide unfassbare Jetzt mäandert aus allen Ecken und Enden…”
Hier wird scheinbar beiläufig und spielerisch das poetologische Prinzip des Romans  vorgestellt, sein Umgang mit Raum und Zeit, der sich erkenntnistheoretisch auf die Höhe der zu beschreibenden Zeit begibt: Das revolutionär veränderte Denken über Raum und Zeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts bestimmt auch die Struktur dieses Romans. Der Kinemathograph und die Relativitätstheorie: Kracht bedient sich der modernsten Instrumente, die er im ersten Jahrzehnt, das ein ganz besonderes und reichhaltiges Jahrzehnt ist, vorfindet. Er lässt sie spielerisch und ironisch die Art und Weise bestimmen, wie er seine Geschichte erzählt. Aber durchaus nicht in zweckfreier Postmodernität, sondern mit einem untergründigen post-postmodernen Ernst, vor dem ich großen Respekt habe.
Und so wird auch die historische Zeit nicht so präsentiert, als sei sie “ein unaufhaltsamer Strom, in dem alles seinen präzisen Anfang habe und seinen klar definierten Verlauf”. Nein, Kracht arbeitet mit Verschlingungen und Verzwirbelungen. Wir brauchen nun aber ein paar Beispiele, um von der abstrakten Ebene wegzukommen.
Ziemlich am Anfang des Romans wird der Leser bereits darüber aufgeklärt, wohin der Hase läuft (und Hasen schlagen Haken). Auf Seite 18 lesen wir:

“Nun, in diese Zeit fällt diese Chronik, und will man sie erzählen, so muss auch die Zukunft im Auge behalten werden, denn dieser Bericht spielt ganz am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, welches ja bis zur knappen Hälfte seiner Laufzeit so aussah, als würde es das Jahrhundert der Deutschen werden, das Jahrhundert, in dem Deutschland seinen rechtmäßigen Ehren- und Vorsitzplatz an der Weltentischrunde einnehmen würde, und es wiederum aus der Warte des nur wenige Menschenjahre alten, neuen  Jahrhunderts durchaus auch so erschien. So wird nun stellvertretend die Geschichte nur eines Deutschen erzählt werden, eines Romantikers, der wie so viele dieser Spezies verhinderter Künstler war, und wenn dabei manchmal Parallelen zu einem späteren deutschen Romantiker und Vegetarier ins Bewusstsein dringen, der vielleicht lieber bei seiner Staffelei geblieben wäre, so ist dies durchaus beabsichtigt und sinnigerweise, Verzeihung, in nuce auch kohärent. Nur ist letzterer im Augenblick noch ein pickliger, verschrobener Bub, der sich zahllose väterliche Watschen einfängt. Aber wartet nur: er wächst, er wächst.” (18f.)

Was Diez als einen seiner Beweise für Krachts Fragwürdigkeit anführt, die Passage “das Jahrhundert, in dem Deutschland seinen rechtmäßigen Ehren und Vorsitzplatz an der Weltentischrunde einnehmen würde”, ist eine Rückblende auf die Erwartungen der Generation um 1900, die sofort von einer Vorausblende konterkariert wird: dem Aufstieg von Hitler, der hier ganz gewiss nicht in apologetischer Absicht beschrieben wird.

Das filmische Vor- und Zurück und Hin und Her, die überraschenden Perspektiv- und Schauplatzwechsel und auch die Zoomtechnik begegnen uns in Krachts Buch in großer Vielfalt, ja sie sind sein prägendes poetologisches Instrumentarium. Der Roman macht reichlich Gebrauch von Flashbacks. Außerdem – und das ist eher ungewöhnlich – werden wir mit einer ganzen Reihe von Flashforwards – Vorausblenden - konfrontiert. 

Bevor ich dazu weiteres sage, hier ein Beispiel für einen Zoom, der mir sehr gefallen hat: Uns wird beschrieben, wie Gouverneur Hahl zu seinem Schwarzwasserfieber gekommen ist. Das geschieht in einem einzigen, unendlich langen Satz von herrlicher filmischer Qualität, für mich der schönste Satz des ganzen Romans: (Und wer den Hubschrauberangriff zu den Klängen des Wagnerschen Walkürenritts aus dem Film “Apocalypse Now” kennt, kann diese Szene noch mehr genießen.) Gouverneur Hahl in seinem Haus:

“Er hatte eine Wachsplatte auf den Grammophonteller gelegt, die Nadel an seine Lieblingsstelle gesetzt, und während die ersten blechernen Takte von Wagners Ritt der Walküren durch den Salon gepurzelt waren, hatte er ein paarmal geniest, sich in die Serviette geschneuzt, dann die Glieder ausgestreckt und seine Krawatte gelockert, und just in diesem Moment war das Insekt durch den Türrahmen herangesummt, und vom intensiven Geruch der aus den Hahlschen Poren austretenden Milchsäure (deren Ausdünstung durch den warmen Riesling begünstigt und verstärkt wurde) ganz kirre geworden, hatte die Mücke noch im Anflug die Proboscis ausgefahren, um, blind vor Gier, an des Gouverneurs sauber ausrasiertem Nacken anzulanden und ihn mit einem kathartischen, crescendohaften Biss zu penetrieren, bevor sie die erlösende Götterdämmerung der Hahlschen Handfläche erfahren hatte. Und so war das Schwarzwasserfieber in den Gouverneur gekommen.” (52f.)

Ich denke, man kann diese Szene als ironische Umkehrung des Hubschrauberangriffs aus “Apocalypse Now” sehen. The colony strikes back! Ein genialer Satz.

Ja, zum Stil habe ich noch gar nichts gesagt. Kracht hat für diesen Roman einen eigenen Stil entwickelt, der sich deutlich von dem seiner vorherigen drei Romane unterscheidet. Auch hier trifft zu, was ich bereits vorhin gesagt habe: Er sucht sein Instrumentarium in dem Jahrzehnt, das er beschreibt. Es sind Sätze von Thomas Mannscher Länge und Ironie, die die Seiten füllen, für ausländische Leser nicht immer leicht zu lesen, ja vielleicht irritierend, für des Deutschen Kundige aber höchst vergnüglich.

Zurück zu den Flashbacks und Flashforwards: Wenn die Flashbacks vor allem die Funktion haben, uns mit den ideologischen Hintergründen und der Vorgeschichte Engelhardts und einiger Nebenfiguren (Aueckens, Lützow, Gustav Nagl)  bekannt zu machen, so erfüllen die Flashforwards (Prolepsen) die Aufgabe, uns die Konsequenzen  des weiteren Geschichtsverlaufs für die Romanfiguren und die deutsche Gesamtgesellschaft vor Augen zu führen. Dies geschieht in bewusster Abschweifung von der Engelhardt-Geschichte im engeren Sinne.

Die Vorausblenden oder Prolepsen sind für die Absichten Krachts von besonderer Bedeutung: Sie zeigen die Zusammenhänge und Folgen des beschriebenen Geschehens aus einer späteren - wenn man will: gegenwärtigen - Perspektive, nämlich der Perspektive der Post-Holocaust-Gesellschaft.

Ein erstes Beispiel hatten wir bereits: Eine zitierte Passage über den anderen verhinderten Künstler und Vegetarier Hitler, ziemlich am Anfang des Buches. “Wartet nur: er wächst, er wächst.” (18f.)
Der Hinweis auf die Kohärenz mit dem Engelhardt-Thema ist deutlich. Ein paar Kapitel später kommt Hitler noch einmal ins Bild, in Formulierungen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen:

“Die Feldherrnhalle, jene florentinische Parodie dort drüben, kaum eines Blickes gewürdigt, steht mahnend, ja beinahe lauernd im spektralen Münchner Sommerlicht. Nur ein paar kurze Jährchen noch, dann wird endlich auch ihre Zeit gekommen sein, eine tragende Rolle im großen Finsternistheater zu spielen. Mit dem indischen Sonnenkreuze eindrücklich beflaggt, wird alsdann ein kleiner Vegetarier, eine absurde schwarze Zahnbürste unter der Nase, die drei vier Stufen zur Bühne… ach, warten wir doch einfach ab, bis sie in äolischem Moll düster anhebt, die Todessymphonie der Deutschen. Komödiantisch wäre es wohl anzusehen, wenn da nicht unvorstellbare Grausamkeit folgen würde: Gebeine, Excreta, Rauch.” (79)

Zum Ende des Romans hin zeigen eine Reihe Prolepsen das spätere Schicksal der wichtigeren Nebenfiguren Hahl, Emma Forsayth und Apirana. Im Falle Hahls geschieht das in einem merkwürdig verzwirbelten Satz:

“Albert Hahl kehrt zurück in ein winterliches, verstummtes, vom Krieg nicht mehr ganz so euphorisiertes Berlin und schreibt dort zehn Jahre lang […] an seinen Memoiren, die in Ermangelung eines interessierten Verlages unveröffentlicht bleiben. […] Hahl schließt sich nun – seine Haare sind längst ergraut, als der Sonnenkreuzler des Deutschen Volkes zur viehischen Unverträglichkeit wird – mit der Ehefrau Wilhelm Solfs und anderen zu einer Widerstandsgruppe zusammen, deren bestialisches Ende am mit Klavierdraht versehenen Galgen des Imperiums Hahl nicht mehr erleben wird.”(236f.)

Auch hier eine bewusste Abschweifung, die scheinbar wegführt von Engelhardt, diesen aber zielsicher mit Hitler verbindet, dem “Sonnenkreuzler des Deutschen Volkes” und im gleichen Atemzug dessen schreckliche Konsquenzen anspricht.

Eine ganz besondere Prolepse ist die folgende, in der wiederum Hitler vorkommt, in die der Autor aber im selben Satz auch seine eigenen Großeltern und damit seine Familiengeschichte einbaut:

“Das dem Mord folgende Flammenmeer rast mit universeller Gnadenlosigkeit über Europa […]; einer der Millionen an der Westfront explodierenden, glühenden Granatsplitter bohrt sich wie ein weißer Wurm in die Wade des jungen Gefreiten der 6. Königlich Bayerischen Reserve-Division, lediglich ein paar Zoll höher, zur Hauptschlagader hin, und es wäre wohl gar nicht dazu gekommen, dass nur wenige Jahrzehnte später meine Großeltern auf der Hamburger Moorweide schnellen Schrittes weitergehen, so, als hätten sie überhaupt nicht gesehen, wie dort mit Koffern beladene Männer, Frauen und Kinder am Dammtorbahnhof in Züge verfrachtet und ostwärts verschickt wurden, als seien sie jetzt schon Schatten, jetzt schon aschener Rauch.” (230f.)

Ein Bogen von 1914 bis 1942 mit einer merkwürdigen Perspektivverzwirbelung von Hitler zu Krachts Grosseltern. Die haben tatsächlich in Hamburg gelebt und werden uns hier als “meine Großeltern” präsentiert, das heißt Kracht lässt den Roman einen winzigen Moment lang aus der durchgehenden “Wir”- Erzählperspektive in eine eigene, Kracht’sche Ich-Perspektive fallen. Das ist keine Unachtsamkeit, sondern Absicht. Ich komme gleich noch mit einem anderen Beispiel dazu.

Kracht, das ist inzwischen deutlich geworden, beschreibt beileibe nicht nur die Geschichte des August Engelhardt, sondern entwirft ein breites Bild der gesellschaftlichen Szenerie im Vorfeld des Ersten Weltkrieges und ihrer Fortsetzung im Nazireich. Mit Hilfe eines Netzes von Hinweisen zeigt er die Kohärenz und die Kontexte von Personen und Entwicklungen in der kontemporären Welt seiner Hauptfigur. Die Zusammenhänge mit dem Hauptpersonal seines Roman konstruiert er sich dabei spielerisch und munter zurecht. Zum Beispiel bekommen Thomas und Heinrich Mann und Hermann Hesse jeweils einen Cameo-Auftritt, in dem sie August Engelhardt begegnen, wobei die Begegnung mit Thomas Mann und seiner Freundin Katja Fringsdorf am Strande der Kurischen Nehrung höchst vergnüglich ist. Sie hat niemals stattgefunden. Und Franz Kafka wird auf Helgoland vom homosexuellen Aueckens angemacht und zeigt sich davon tief verstört. Hat’s nicht gegeben. Alles Fake!

Sogar mit einer fiktiven Figur aus einem der wichtigsten Romane seiner Zeit wird Engelhardt in Kontakt gebracht, Heinrich Manns “Untertan”:

“am Alexanderplatz lehnt ein durchnässter Berliner an einer Hauswand und isst, mesmerisiert kauend, eine jener labbrigen Bratwürste. Das gesamte Elend seines Volkes steht ihm ins Gesicht geschrieben. Die überfettete, gleichgültige Trostlosigkeit, das graue Lamentat seiner borstig geschnittenen Haare, die öligen Wurstsprenkel zwischen seinen groben Fingern – eines Tages wird man ihn so malen, den Deutschen. Engelhardt, ebenso hypnotisiert, fixiert ihn, während der Omnibus durch die Wasserwand vorbeirattert. Für eine Sekunde ist es, als ob ein glühend heller Strahl die beiden verbindet, Erleuchteter und Untertan.” (92)

Die Namen Hitler, Thomas und Heinrich Mann, Kafka und Hesse werden nicht genannt. Nur Personen, denen Engelhardt wirklich begegnet ist, haben einen Namen in dem Roman.

Ich glaube, dass ich hiermit die Funktion all dieser Prolepsen und Seitensprünge hinreichend deutlich gemacht habe.

An zwei Stellen des Roman tauchen noch weitere poetologische Perspektiven auf, die inhaltlich dasgleiche aussagen, aber eine andere Bildlichkeit benutzen. Einmal auf Seite 77:

 “Wann tauchte unser Freund eigentlich das erste Mal an die Oberfläche der Weltenwahrnehmung? Allzu wenig ist über ihn bekannt, doch blinken im Erzählstrom, hell unter Wasser blitzenden, flinken Fischen gleich, Personen und Ereignisse auf, deren Existenz er sozusagen flankiert, als sei Engelhardt eines jener kleinen Wesen, die man Labrichthyini  nennt, die anderen, größeren Raubfischen die Haut putzen, indem sie sie von Parasiten und Schmutz befreien.” (77)

Und einmal auf Seite 93:

“Da wir uns nun bemüht haben, von der Vergangenheit unseres armen Freundes zu erzählen, werden wir im Folgenden also, einem ausdauernden und stolzen Seevogel gleich, dem das Überfliegen der Zeitzonen unseres Erdballs vollends konsequenzlos erscheint, ja diese weder wahrnimmt noch darüber reflektiert, einige Jährchen überspringen und August Engelhardt dort wieder aufsuchen, wo wir ihn vor einigen Seiten verlassen haben…” (93)

Ich habe hierfür nur die Erklärung, dass Kracht in kreativer Schreibfreude seine Poetologie zu Lande, zu Wasser und in der Luft stattfinden lassen will.

Zum Abschluss der poetologischen Bemerkungen noch ein paar Worte zu einigen Nebenfiguren des Romans. Außer dem historisch belegten Personal des Romans gibt es auch Figuren, die fiktive Vorbilder haben. Eine von ihnen ist der Kapitän Slütter, der von Gouverneur Hahl den Auftrag bekommt, Engelhardt zu ermorden, dies aber nicht tut.

Zu Slütters Entourage gehören das mysteriöse Mädchen Pandora und der Maori Apirana. Diese Figuren sind einer berühmten Graphic Novel des Italieners Hugo Pratt entnommen, die auf deutsch unter dem Titel “Südseeballade” veröffentlicht wurde. Der Originaltitel von 1967 lautet “Una ballata del mare salato”. Es war der erste Band der erfolgreichen Serie über den Kapitän Corto Maltese. Die Handlung spielt in den Jahren 1913-1915 in der See- und Inselwelt Deutsch-Neuguineas. Bei Slütter handelt es sich um einen deutschen Marineleutnant. Pandora ist hier eine Schiffbrüchige, die von einem Piraten gerettet wird und sich dann unter den zwischen Väterlichkeits- und Männlichkeitsmodus changierenden Männern behaupten muss.

Hugo Pratts Figuren sind fiktiv. Aber irgendwo in einer der vielen Fortsetzungen der Corto-Maltese-Reihe tauchen  wie bei Kracht am Rande auch Hermann Hesse und Jack London auf. Der Maori ist bei Pratt fiktiv und heisst Tarao. Kracht hat ihn durch die historisch reale Figur Apirana ersetzt und diesem dann auch noch eine Prolepse gewidmet, in der der Weg Apiranas bis ins neuseeländische Parlament verfolgt wird.

Kracht hat sich in einem Interview in der FAZ zu seinen Konstruktionsprinzipien geäußert.

“Inspiriert haben mich auch die Comics des Italieners Hugo Pratt: Er verleiht jedem Panel in seinen Graphic Novels eine eigene Abgeschlossenheit. Meine Bücher haben auch alle Spielfilmlänge. Die Film- und die Comic-Ästhetik bestimmt mein Schreiben.”

Nachdem wir den Roman nun gleichsam von hinten aufgerollt haben und die Zeit beinahe um ist, wenden wir uns jetzt dem Gesamteindruck und der Position im Kontext des Gesamtwerks zu.

Der Roman “Imperium” in nuce

Als durchlaufende Merkmale lassen sich folgende Motive identifizieren: Auf einer konkreten Ebene: vegetarische Ernährung, Kokosnuss, Vegemite, Sonnenlicht.

Auf einer abstrakteren Ebene: Selbstreduzierung, Selbstentfernung, Selbstverschlingung, Auto-Kannibalismus, Verschwinden.
Und: extremer Narzissmus. Verlust aller Kontakte zu den Mitmenschen. Die Erschaffung eines Paradieses nur für sich selbst.

Letztes Jahr hat Christian Kracht den Wilhelm-Raabe-Preis erhalten. In seiner Laudatio verweist der junge österreichische Schriftsteller Clemens Setz auf ein Grundmotiv in den Werken Krachts: “Es ist beinahe unmöglich, bedeutende Literatur zu finden, in der die Verwandlung, vor allem die körperliche, gar keine Rolle spielt. Der Körper, der sich in andere Formen presst, dessen Grenzen sich in der Natur verlieren, dessen Größe variabel wird… Es ist ein Refrain, der durch Christian Krachts ganzes Werk geht, von der allgegenwärtigen Übelkeit und dem Erbrechen in Faserland, dem Umerzogenwerden und, wie es heißt, seriously Abnehmen in dem Roman 1979 bis hin zur Selbstverschlingung August Engelhardts.”

“August Engelhardt sehnt sich danach, am Ende erleuchtet, also auch durchscheinend zu werden, in seinem Sonnenorden der Kokosnuss. Am Ende, in zunehmender Verwirrung, hält er sich schließlich selbst für die ideale Menschennahrung und beißt in seinen eigenen, infolge seiner Lepraerkrankung abgefallenen Daumen, begleitet von zärtlichen, flehenden Evokationen des Menschen im ‘Goldenen Zeitalter’, der sich angeblich ausschließlich von seinesgleichen ernährte und dadurch gottähnlichen Status erreichte. Diese auf sich selbst zurückgespiegelte Zärtlichkeit, das sorgfältige Vertilgen der eigenen abgefallenen Glieder, ist der grelle Zenit eines vielleicht deutschen Wahnsinns, von dem das Buch uns berichtet.”

Zusammenhang Motto Andre Gide: Es stammt aus dem Traktat vom Narziss (1891):

“Ernst und religiös nimmt er wieder seine ruhige Haltung ein: er bleibt - ein Symbol das wächst - und, über die Erscheinung der Welt gebeugt, sich vage in sich fühlend, saugt er ein, die menschlichen Generationen, die vorübergehen.”

Der Dichter erschafft die Welt, erschafft das Paradies. Clemens Setz hat sehr vorsichtig, aber doch dezidiert vom “grellen Zenit eines vielleicht deutschen Wahnsinns” gesprochen. Christian Kracht wollte genau dies in seinem Roman zeigen.

Die Geschichte Engelhardts als Inversion der Geschichte Hitlers: Engelhardts nach innen gerichteter Narzissmus entspricht Hitlers nach aussen gerichtetem Narzissmuss: 

Engelhardt zeigt sich nicht imstande, auf Dauer auch nur die Anwesenheit eines Anhängers oder Jüngers zu ertragen, Hitler hatte bemerkenswerten Erfolg in seinem Bestreben, alle Deutschen zu seinen Anhängern zu machen und scharte sie in grossen Massen um sich. Siehe Hitlers berühmten Ausspruch: “Das ist das Wunder unserer Zeit, dass ihr mich gefunden habt, unter so vielen Millionen”.

Engelhardt magert auf die Hälfte seines Körpergewichts ab und verschwindet in einer Erdgrube. In seiner Umgebung gibt es ein paar merkwürdige Todesfälle. Hitler expandiert über einen großen Teil der Welt und verschwindet am Ende gleichfalls in einer Erdgrube: in seinem Bunker in Berlin. In seiner Umgebung gibt es Zigmillionen Todesfälle.

Die Verschränkung des Sonnenreichs der Kokosnuss mit dem Sonnenreich des Hakenkreuzes wird uns immer wieder durch die Prolepsen des Romans vorgeführt. Und wenn denn von einer  Methode Kracht die Rede sein kann, dann ist es diese: die proleptische Verschränkung des Biographisch-Individuellen mit dem Historisch-Allgemeinen.

Ich erinnere an die anfangs zitierte Passage:

“So wird nun stellvertretend die Geschichte nur eines Deutschen erzählt werden, eines Romantikers, der wie so viele dieser Spezies verhinderter Künstler war, und wenn dabei manchmal Parallelen zu einem späteren deutschen Romantiker und Vegetarier ins Bewusstsein dringen, der vielleicht lieber bei seiner Staffelei geblieben wäre, so ist dies durchaus beabsichtigt und sinnigerweise, Verzeihung, in nuce auch kohärent. Nur ist letzterer im Augenblick noch ein pickliger, verschrobener Bub, der sich zahllose väterliche Watschen einfängt. Aber wartet nur: er wächst, er wächst.” (18f.)

Selbstzerstörung durch Verschwinden: Engelhardt wird bei Kracht nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Erdhöhle auf den Solomoneninseln entdeckt, wo er eins mit der Natur geworden ist. Hitler zerstört ganz Deutschland und die halbe Welt und verschwindet in seinem Bunker.

Nur zweimal verlässt der Erzähler das amikale “Wir” und ich glaube, es ist ihm sehr ernst damit. Zweimal tritt völlig unvermittelt ein “Ich” in den Roman ein, das wir ganz offenbar als den Erzähler Kracht persönlich auffassen müssen: Das eine Mal hatte ich bereits bei den Prolepsen zitiert. Darin geht um den Abtransport der Juden aus Hamburg, den Krachts Großeltern gesehen haben müssen. Er spricht hier mitten im Satz plötzlich von “meinen Großeltern” und spricht in dem Zusammenhang seine Fassungslosigkeit über eine Generation aus, die von alledem nichts gewusst haben will.
Das andere Mal geschieht das in der Beschreibung der Rückfahrt Engelhardts von der Kurischen Nehrung nach Berlin, wo scheinbar völlig unmotiviert die Erzählperspektive auf  ein dem Leser bis dahin ungeläufiges “Ich” umschaltet: “Ich glaube nicht, dass er jemals einen Menschen wirklich geliebt hat” (90). Meine These: Dieses Ich ist Kracht selbst. Aus diesem Satz spricht die Fassungslosigkeit des Autors angesichts des extrem narzisstischen (narrrzistisch mit r) Charakters seines Protagonisten.

Warum  “Imperium”?

Am Ende bleibt die Frage, warum der Roman den Titel “Imperium” trägt. Das Wort “Imperium” kommt nur dreimal vor, weit hinten im Buch, zweimal im Zusammenhang mit dem Dritten Reich, einmal im Zusammenhang mit den USA.

Auf S. 231 ist die Rede von den “Rändern des Imperiums”. Aus dem Kontext wird deutlich, dass damit das Dritte Reich gemeint ist.

Auf S. 237 geht es um die “Galgen des Imperiums”. Auch hier ist das Dritte Reich gemeint.

Auf S. 240 heißt es “dies ist nun das Imperium”  und hier geht es um die USA.

Doch dafür will ich jetzt keine Erklärung geben. Vielleicht weiß ich auch keine.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit.

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