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Sonntag, 13. April 2025

Der „Sitzende Jüngling“ von Jeltsema (10): 1940-45, zwei Kunstwerke unter deutscher Besetzung

1940 wurden die Niederlande von deutschen Truppen besetzt. Jeltsemas große Villa in Scheveningen, die er 1936 von seiner Mäzenin Geesje Mesdag-van Kalkar geerbt hatte, wurde von den Deutschen requiriert. Offenbar hatte er vorher noch Zeit, seine Skulpturen in einem Schuppen bei seiner Schwester unterzubringen. Der Jüngling ist jedenfalls nicht in deutsche Hände gefallen.

Jeltsema ging in den Besatzungsjahren nach Haren, einem reichen Vorort von Groningen. Nach Kriegsende kehrte er zurück nach Scheveningen und bewohnte bis zu seinem Tode 1971 sein prachtvolles Haus.

Dem „Sitzenden Merkur“ ist es nicht so gut ergangen. Nachdem Italien 1943 vom Verbündeten zum Feind Deutschlands wurde, begannen die Deutschen ein grauenvolles Besatzungsregime und ermordeten Tausende von Italienern. Außerdem beuteten sie das Land aus und stahlen viele Kunstschätze, darunter auch den Merkur aus Neapel. So weit ich weiß, wurde er nach Berlin gebracht. Wo er dort hinkam, ist mir nicht bekannt.

Nach Kriegsende brachten ihn die Amerikaner noch 1945 nach Neapel zurück. Aber irgendwo zwischen Berlin und München geschah ein Unglück mit der Skulptur: der Kopf brach ab und zersplitterte in viele Scherben. Das klingt sehr schockierend, doch wir wissen von der jahrhundertealten Kunstfertigkeit der Neapolitaner Bronzegießereien, die auch in diesem Fall den Kopf so restaurieren konnten, daß nur einem sehr sachkundigen Betrachter etwas auffällt:


Restauriertes Gesicht mit schwach erkennbaren Bruchlinien
und ergänzter Rotfärbung (Foto: Henry Lie)



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