Gestern gab es in der Stadsschouwburg in Groningen die „Dreigroschenoper“ (1928) von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Präsentiert von der verdienstvollen niederländischen Opera Zuid in Zusammenarbeit mit weiteren Bühnen. Ich dachte, da muss ich doch wohl hin.
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| Die Dreigroschenoper, Opera Zuid |
Am Tag vorher habe ich mir die CD mit der Aufnahme von 1958 (mit Lotte Lenya, die schon bei Premiere die Jenny gesungen hatte) zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder angehört und war ganz perplex von der Frische und Gegenwärtigkeit dieser Musik. Außerdem konnte ich alle Texte mitsingen und tat das auch. Das ging gar nicht anders!
Und dann kam ich in die Groninger Schauburg. Ich hatte nur noch eine Karte für den dritten Balkon bekommen. Dort saßen zu meiner Überraschung keine Studenten, sondern freundliche Groninger Bürger mittleren und fortgeschrittenen Alters. Wir schauten aus schwindelnder Höhe auf die Bühne hinab, wo sich ein doch etwas zu gemütliches Spektakel entfaltete:
Zunächst begann in der Ouvertüre der Moritatensänger auf Deutsch: „Wir werden jetzt eine Oper für Bettler spielen…“, um dann von einem Mitspieler grob unterbrochen zu werden: man habe sich entschlossen, die gesprochenen Texte auf Niederländisch zu machen. Grapje, hahaha, aber für viele im Publikum eine große Hilfe, was im weiteren Verlauf durch allerlei spontanes Gelächter deutlich wurde.
Die Verantwortlichen für diese Aufführung haben sich viele Gedanken gemacht, wie dieses Werk in dieser Zeit in diesem Land auf die Bühne gebracht werden kann. Der Erfolg, den das Stück auf der Tournee und in den Rezensionen hat, spricht für sie. Es hatte ja auch finanzielle Probleme gegeben. Und das Ehepaar Rieu hat gespendet! Geht doch!
Aber ich wäre besser nicht hingegangen.
Statt einer langen Rezension hier nur ein paar Stichworte wie ich meinen Montag mit der CD und meinen Dienstag in der Schauburg erfahren habe:
Montag CD zuhaus:
flott frisch schrill gegenwärtig frech lasziv kritisch mitsingend mitschwingend bis in den folgenden Tag
Dienstag Schauburg:
langsam schläfrig jovial vergangen amüsant liebenswert unkritisch schweigend nach Haus still ins Bett
(okay: im Opernhaus singt man nicht mit, aber man will überwältigt sein)










