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Montag, 6. September 2021

Nietzsche (27): Im Horizont des Unendlichen

Noch ein Beispiel aus "Die fröhliche Wissenschaft" (1882). Bei diesem Text kann man sich vorstellen, was Kafka an ihm gehabt haben muss:


"Im Horizont des Unendlichen. – Wir haben das Land verlassen und sind zu Schiff gegangen! Wir haben die Brücke hinter uns – mehr noch, wir haben das Land hinter uns abgebrochen! Nun, Schifflein! Sieh dich vor! Neben dir liegt der Ozean, es ist wahr, er brüllt nicht immer, und mitunter liegt er da wie Seide und Gold und Träumerei der Güte. Aber es kommen Stunden, wo du erkennen wirst, daß er unendlich ist und daß es nichts Furchtbareres gibt als Unendlichkeit. Oh des armen Vogels, der sich frei gefühlt hat und nun an die Wände dieses Käfigs stößt! Wehe, wenn das Land-Heimweh dich befällt, als ob dort mehr Freiheit gewesen wäre – und es gibt kein »Land« mehr!" (KSA 3, 480)





(Apropos: Deutschlehrer müssten eigentlich begeistert sein von Nietzsches fabelhafter Interjektion mit Genitiv: "Oh des armen Vogels".)

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